Briefwechsel Johann Gabriel Doppelmayr


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Doppelmayr, Johann Gabriel (1677-1750)
Empfänger Scheuchzer, Johann Jacob (1672-1733)
Ort Nürnberg
Datum 20. Mai 1727
Signatur ZB Zürich: Ms H 303, S. 381-383
Transkription Hans Gaab, Fürth

Nürnberg den 20. May.
A.C. 1727.   

HochEdler und Hochgelährter Herr,
Hochgeehrter Herr Doctor, werthester Gönner!

Das Angenehme vom 19 Febr:[1] ist mir den 25. ejusdem richtig zu Henden gekommen, welchem ich gemäß das verlangte Kunst=Aug gleich zu mir genommen und die 13 Gulden, die mir inzwischen richtig zu Henden gekommen, dafür bezahlet,[2] weil nun vernehme daß Herr Escher[3] hier ist, so habe solches bey dieser so erwünschten guten Gelegenheit Ihme zu recommendiren und mit zu geben keines weges ermangeln wollen, wie es denn auch hiebey folget, bin ich capable in andern mehren fällen was Angenehmers zu erweisen, so bin ich zu E. HochEdlen ordre ferner parat. Von Hl. Hübnern habe inzwischen noch keine Antwort auf die gethane Proposition erhalten, vielleicht stehet es Ihme nicht an, daß er so viele Charten mit einander nehmen soll.[4] So bald ich was vernehme, werde ohnfehlbar Rapport davon thun. Das Biblische werck wird hoffentlich inzwischen zu einem noch bessern Avancement gelanget seyn, viele wollen nicht recht daran, und meynen es müssen

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die Zeichnungen vor allen fertig seyn, einige wollen auch die schriftliche Ausführung und zwar noch mehr physierlich verfertigt wissen, und was noch mehr ist, damit das Werck nicht in stocken gerathen möge.[5] Ich wünsche daß E. HochEdlen nicht allein dieses sondern auch noch gar vieles andere zu der Physikalischen Wissenschaft großen Aufnahme in beständiger Gesundheit ausführen könne. Vor wenigen Tagen ist Hl. Prof: Weidler[6] bey seiner Retour aus England und Frankreich bey mir zum öfftern gewesen und hat gerühmet, wie viele Ehr Ihne der Herr Sohn[7] in England erweisen. ob selbiger noch lang in London verbleibet bitte mir ohnbeschwerd hievon Nachricht zu geben, indeme zuweilen mit einem oder andern Briefe aufwarten und einige Sachen von ihm, (weil meine Hl. Engländer, die ich zu correspondieren gehabt, gar comod worden) ausfragen mögte, vornemlich aber wissen, ob nicht Mr. Zollman,[8] ein Coburger, sich bey Mylord Townshend[9] aufhaltend, unterdessen die Flußcharte gemacht, wieder von seiner Reise aus Schweden in London arriviret,[10] kan ich ihrem Herrn Sohn wiederum in etwas allhiesigen Orths bedienet seyn, werde ich

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mir eine freude machen, so ich auch Ihm was angenehmes werde erzeigen können. Wegen der guten nachricht von dem Itineris Alpini[11] bin ich sehr verbunden, und berichte als das neueste, dargegen, daß des Niewentyti seine Beschauung der welt nunmehro aus dem holld. in das französl. übersetzet in Holland zu haben.[12] Die Kürze der Zeit machte mich daß ich abbreche, dahero dann hiermit schließe und unter Erlassung Göttl. Protection verharre

    E. HochEdlen
Meines Hochzuehrenden Herrn Doctoris

ergebenster Diener    
J G Doppelmayr mpp


Fußnoten

  1. Der Brief von Scheuchzer an Doppelmayr vom 19. Februar 1727 ist nicht überliefert.
  2. Erfinder des Kunstauges war der Nürnberger Kunstdrechsler Stephan Zick (1639-1715).
    Vgl. Grieb, Manfred: Nürnberger Künstlerlexikon, Band 3. München: Saur 2007, S. 1727.
    Doppelmayr hat das Kunstauge in seiner Historischen Nachricht von 1730 auf der Tafel V, Figur 6 abgebildet.
    Zu den Preißen vgl. den Brief an Scheuchzer vom 15. Februar 1727.
  3. Johannes Escher (1697-1734) war ein Züricher Kaufmann mit eigenem Naturalienkabinett.
  4. Mit Brief vom 5. Juni 1726 hatte Doppelmayr Scheuchzer informiert, dass Johann Hübner (1668-1731) aus Hamburg Scheuchzers Schweizerkarte nachdrucken lassen wollte. Daraufhin wollte Hübner wohl die Restauflage kaufen, die nach dem Brief vom 15. Februar 1727 in ca. 80 Karten bestand.
  5. Scheuchzers Kupfer-Bibel sollte durch Subskription finanziert werden. Doppelmayr hatte sich bereit erklärt Subskripenten zu suchen, hatte damit aber die beschriebenen Schwierigkeiten.
  6. Johann Friedrich Weidler (1691-1755) hatte seit 1719 den Lehrstuhl für höhere Mathematik in Wittenberg inne. 1726/27 bereiste er aber Holland, England, Frankreich und die Schweiz. Auf seiner Rückreise von Basel machte er bei Doppelmayr halt.
    Zu Weidler siehe die Allgemeine Deutsche Biographie 41 (1896), S. 453-455.
  7. Scheuchzers Sohn Johann Caspar (1702-1729) hielt sich in London auf.
  8. Philipp Heinrich Zollmann (vor 1690-1748) hatte 1712 bei Homann die erste Gewässerkarte Deutschlands herausgebracht.
    Zu ihm siehe: Massarella, Derek: Philip Henry Zolllman, the Royal Society's first assistant secretary for foreign correspondence. Notes and Records of the Royal Society of London 46/2 (1992), S. 219-234.
  9. Charles Townshend (1674-1738) war ein einflussreicher britischer Politiker.
  10. Zollmann hatte sich in diplomatischen Diensten von 1724 bis 1727 in Schweden aufgehalten.
  11. Scheuchzer, Johann Jacob: ΟΥΡΕΣΙΦΟΙΤΗΣ helveticus, sive itinera per Helvetiae alpinas regiones facta Annis MDCCII. MDCCIII. MDCCIV. MDCCV. MDCCVI. MDCCVII. MDCCIX. MDCCX. MDCCXI. Leiden: Peter van der Aa 1723. Diese Arbeit war schon früher in London herausgekommen, worüber Doppelmayr im letzten Brief Scheuchzer befragte.
  12. Nieuwentijt, Bernard (1654-1718): Het regt Gebruik der Werelt Beschouwingen. Amsterdam: Pauli 1717.
    1727 kam im gleichen Verlag die französische Übersetzung heraus: L'existence de Dieu, démontrée par les merveilles de la nature, en 3 parties, où l'on traite de la structure du corps de l'homme, des élé:mens, des astres & de leurs divers effets.
    1732 kam in Frankfurt und Leipzig auch eine deutsche Übersetzung heraus: Die Erkänntnüß Der Weißheit, Macht und Güte Des Göttlichen Wesens Aus dem rechten Gebrauch derer Betrachtungen aller irrdischen Dinge dieser Welt.