Briefwechsel Johann Gabriel Doppelmayr


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Doppelmayr, Johann Gabriel (1677-1750)
Empfänger Scheuchzer, Johann Jacob (1672-1733)
Ort Nürnberg
Datum 21. Juni 1727
Signatur ZB Zürich: Ms H 302, S. 253-254
Transkription Hans Gaab, Fürth

Nürnberg, den 21. Jun
A. 1727.  

HochEdler und Hochgelährter, Insonders
Hochzuehrender Herr Doctor, werthester Gönner!

Eben überbringet Herrn Rectors Hübners Sohn[1] ein Schreiben und beyfolgende Zulage, da die Post bald abgehen will, dahero solche schleunigst zu befördern nicht ermangle, zumahlen der besagte Hl. Hübner 6. Exemplaria von der Schweizerl. Charten, das Stück vor 2½ Gulden, zu haben verlanget, wofür insgesamt man aus dem Homannischen Hauße 15 Gulden oder 10 Thaler bezahlen soll,[2] welche durch Hl. Taffinger[3] wieder werde nach Zürich übermachen lassen. Inmittelst hoffe, daß das Kunst=Aug und mein Schreiben wohl werde eingelaufen seyn.[4] In Petersburg siehet es vor jezo wegen der Chzarin Todt veränderlich aus,[5] wenn es nur auch nicht die Herren Academici allda mit der Zeit

[S. 254]
mit ihrem Schaden erfahren müssen. Sonsten berichte auch noch, daß Mr. von Peyer, von Schaffhausen, eines berühmten Kauffmanns Sohn ein hiesigen Patritium, einen jungen Scheurl, da sie mit einander auf der Stuben in Altdorff als Studiosi sich geschlagen, besagten Scheurl todt gestochen,[6] welcher sich gleich nach Neumarck in ein Kloster salviret und soll er jetzt zu Neustädtlein etliche Meilen weit von Altdorf in der Protection der dasigen Schloßners sich befinden, welches ein betrübte nachricht, das beste ist noch, daß der entlebte weder Eltern noch Geschwister hat[7] und werden sich die freunde, weil er ein großes Vermögen hinterlassen, und sie zu Erben erlassen, noch richtig verkosten lassen. Ich verbleibe

  E. Hochedlen
Meines Hochzuehrender Hl. Doctoris

ergebenster Diener    
J G Doppelmayr mpp


Fußnoten

  1. Johann Hübner (1668-1731) war seit 1711 Rektor am Johanneum in Hamburg. Er betätigte sich als Schriftsteller auf vielen Gebieten, u.a. der Geographie. Sein einziger überlebender und gleichnamiger Sohn (1703-1758) wurde Jurist, bearbeitete aber auch Neuauflagen der Werke seines Vaters.
    Vgl. Allgemeine Deutsche Biographie 13 (1881), S. 267-269 (Autor: Heinrich Kämmel).
  2. Mit Brief vom 5. Juni 1726 hatte Doppelmayr Scheuchzer informiert, dass Johann Hübner (1668-1731) aus Hamburg Scheuchzers Schweizerkarte nachdrucken lassen wollte. Daraufhin sollte Hübner wohl die Restauflage kaufen, die nach dem Brief vom 15. Februar 1727 in ca. 80 Karten bestand. Hier ist nur noch die Rede von sechs Exemplaren.
  3. Der Handelsmann Johann Wilhelm Taffinger (1667-1741) war seit 1702 im Größern Rat der Stadt Nürnberg vertreten, vgl. Roth, Johann Ferdinand: Verzeichniß aller Genannten des größern Raths. Nürnberg: Milbrandt 1802, S. 150.
  4. Erfinder des Kunstauges war der Nürnberger Kunstdrechsler Stephan Zick (1639-1715). Vgl. Grieb, Manfred: Nürnberger Künstlerlexikon, Band 3. München: Saur 2007, S. 1727. Doppelmayr hat das Kunstauge in seiner Historischen Nachricht von 1730 auf der Tafel V, Figur 6 abgebildet.
    Zu den Preisen vgl. den Brief an Scheuchzer vom 15. Februar 1727. Nach dem Brief vom 20. Mai 1727 hatte Doppelmayr Scheuchzer ein Kunstauge überschickt.
  5. Der Zar Peter der Große (1672-1725) hatte die Gründung der Petersburger Akademie veranlasst. Er war aber bereits am 8. Februar 1725 gestorben. Seine Gemahlin Katharina I. (1684-1727) wurde nun Kaiserin von Russland. Sie starb am 17. Mai 1727.
  6. Georg Peyer (1701-1756) aus Schaffhausen erstach am 16. Juni 1727 August Friedrich von Scheurl (1708-1727) im Duell. Vgl. Steinmeyer, Elias: Die Matrikel der Universität Altdorf. Würzburg: Stürtz 2 (1912), S. 417 Fußnote 9.
  7. August Friedrich von Scheurl war der älteste Sohn von Jacob Gottfried Scheurl von Defersdorf (1651-1717) und seiner Frau Juliane Magdalena Welser (1679-1709). Seine vier jüngeren Geschwister sind aller sehr jung verstorben. Vgl. Biedermann, Johann Gottfried: Geschlechtsregister des Hochadelichen Patriciats zu Nürnberg. Bayreuth: Friedrich Elias Dietzel 1748, Tab. CCCCXLVIII.