Briefwechsel Peter Kolb


Kurzinformation zum Brief  
Autor Kolb, Peter (1675-1726)
Empfänger Eimmart, Georg Christoph (1638-1705)
Ort Halle
Datum 17. Juni 1700
Signatur Nationalbibliothek St. Petersburg: Fond 998, Band 3, Bl. 432r-433v
Transkription Hans Gaab, Fürth; Andreas Henkel, Wunsiedel

Nobilissime, Excellentissime, atque Doctissime
Domine,
Fautor et Patrone aetatem colendissime.


So bald ich in Halle, welches den 15. Junij geschahe, angelanget, habe gleich auf gelegenheit gedacht, gegen Ew. Excellenz meine Schuldigkeit bestens zubeobachten, und zuberichten, daß ohne einige ungelegenheit dahin bin geführet worden. Ich habe aber unterwegs viel tausend mahl meine ungeschicklichkeit bejammert, wann ich, in betrachtung Ihrer vielfältigen Wohlthaten, auch nicht den geringsten Danck abstatten zu können, überleget. Alleine Sie werden leichtlich aus meinen Gemüthe und Angesicht haben lesen können, wie sauer

[Bl. 432v]
es mich angekommen, aus einem so werthen Hauße, in welchem manch Armer, nebst mir sehr viel gutes genoßen, und noch täglich genießet, zu einem ganz unbekandten Volck zugehen. Und so Sie erst anjezo die Gemüths-Unruhe, so mich quälet, wißen sol[ten], würden Sie leichtlich concediren, daß etwas perturbirtes in diesem brief stünde. Doch damit ich nicht ganz und gar undanckbar scheine, so statte, weilen nicht beßers im vermögen habe, hiemit schrifftlichen danck ab, nebst beÿgefügten Wunsch, daß der Liebe Gott, alles gutes, durch reichlichen uberfluß aller Güter, beständige Gesundheit, und alles gedeÿ[liche] Wohlergehen, wiederum erstatten wolle. Sollten meine wenige dienste etwas zu Ihrer Vergnügung beÿtragen können, würde nichts als nur ein befehl von Ihnen, Excellentissime Domine, nöthig seÿn. Gestalden ich Ihme, weit höher, als meine Dienste vermögen, verbunden bin. Vom hiesigem statu kan wegen kürze

[Bl. 433r]
meines Anwesens, nichts berichten. Davon aber kan ich Nachricht ertheilen, daß in Berlin, wie Mons. Blanck erwehnet, von Hln. Eimmart geredet werde, ob Solte mein Hoher Gönner zu dem decretirten Collegio Artium et Scientiarum Mathematicarum vociret werden.[1] Ist es wahr, so freue mich schon über deßen bevorstehendes Glücke. Ist es aber falsch, so ist es nicht meine, sondern frembder Leute Arbeit. Es seÿe aber wie es seÿe, so will es doch bald erfahren, und so dann freudige Nachricht davon geben. Herr D: Klimm, Mons. Blanck, Doppelmaÿer und Eisen[2], laßen sich Ew. Excellenz schönstens empfehlen. Ich aber werde allezeit bemühet seÿn, in der That zuerweisen, daß, vor so viele und hohe Wohlthaten, unaufhörlich zuheißen und zu sterben begehre

Ew. Excellenz

Halle in Magdeb.[3]
den. 17 Junij Ao.
1700

Unterthänigster Client
Peter Kolb.


A Monsieur
Monsieur George Christofle
Eimmart, Mathematicien
trés-celebre mon tres-
honoré Patron. present
per Couverte à
Nurnberg


Fussnoten

  1. Zur Überwachung der Kalenderreform von 1700 von evangelischer Seite sollte ein solches Collegium eingerichtet werden. Es blieb aber bei den Plänen, zur Umsetzung kam es nicht.
  2. Christoph Andreas Eisen (1682-1709) war der Sohn des Hersbrucker Stadtschreibers Johann Christoph Eisen (1642-1695). 1695 besuchte er das Egidiengymnasium in Nürnberg, im März 1700 schrieb er sich in Halle ein, Ende Mai 1702 in Altdorf. Er studierte Jura und starb 1709 in Wien.
    Seine Mutter Susanna Dorothea (?-11.09.1705) war die Tochter des kaiserlichen Notars Lorenz Hassfurter (1613-1686). Sie scheint nach dem Tod ihres Ehemanns von Hersbruck nach Nürnberg gezogen zu sein.
    Seine Schwester Dorothea Felicitas (06.12.1672-?) heiratet am 19.06.1688 den Mediziner Christian Ludwig Goeckel (1662-1736), bei dem sich Kolb ab 1714 längere Zeit aufhielt. Zu Göckel siehe den Brief vom 25.08.1714.
    • Nopitsch, Christian Conrad: Nürnbergisches Gelehrtenlexikon, Band 5. Altdorf, Nürnberg 1802, S. 269
    • Steinmeyer, Elias von: Die Matrikel der Universität Altdorf, Band 2. Würzburg 1912, S. 168
    • Will, Georg Andreas: Nürnbergisches Gelehrtenlexikon, Band 4. Altdorf, Nürnberg 1758, S. 392-393
    • Kirchenbücher
    • Bestattungen St. Sebald 1700-1710, S. 226 (Scan 136), Eintrag 119.
  3. Halle gehörte zum Erzstift Magdeburg, das als "Herzogtum Magdeburg" 1680 Teil Preußens wurde.

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