Der Epitaph von Griebel auf dem Johannisfriedhof, Grab 200

Johann Andreas Griebel (Grübel)

Nürnberger Flaschner, der Luftpumpen herstellte.

* 28.05.1654 in Nürnberg[1] ; † 12.12.1735 (Beerdigung) in Nürnberg[2]

Lebenslauf:

Johann Andreas Griebel wurde am 28. Mai 1654 als Sohn des Dachdeckers Simon Griebel getauft. Er heiratete am 31. Oktober 1676 Anna Rosina, die Witwe des Flaschners Leonhard Bachhelbel [Pachelbel]. Bei seiner Beerdigung am 19. November 1675 wurde Pachelbel als "Flaschner auf dem Lorenzer Platz" bezeichnet, was auch auf Griebel bei einer Nachbarschaftsstreitigkeit 1692 zutrifft.[8] Er hat also mit der Heirat das Geschäft von Pachelbel übernommen. Vermutlich hat er bei ihm gelernt und nach dessen Tod seine Witwe geheiratet.

Seine erste Ehefrau wurde am 10. Juni 1696 beerdigt. Offensichtlich zahlte Griebel damals deren beiden Kinder Elisabeth und Johann Paul aus erster Ehe aus.[9] Bereits am 29. September 1696 ging er eine zweite Ehe mit Barbara Bitterwolff[?] ein. Am 13. Dezember 1698 wurde die Tochter Anna Maria getauft, am 12. April 1702 der Sohn Jonas Paulus.

Ein Epitaph auf dem Grab 200 des Johannisfriedhofs "gibt auf einem mit annehmlichen Blumen und Laubwerck umzierten Täfelein zu lesen: Der Ehrsam und Kunstreiche Andreas Gribel Flaschner und Mechanicus und Barbara seine Ehewirthin und Ihrer beeder Leibs Erben und Nachkommen Begrebnus. Ober dieser Schrift siehet man eine zierliche Flasche mit daran hangenden Ketten, ein Rauch=Faß, nebst einer Faden=Kugel und Licht=Schloot, welches alles mit den Fittigen eines darüber schwebenden lieblichen Cherubs bedecket wird, unter welchem auf einem ganz schmalen Zettelgen folgende Buchstaben T V L S I D G H D E V L sich zeigen, zu unterst aber am Täfelein ein Todten=Kopff zwischen zwei mit Früchten behangenen Lorbeer=Zweigen auf einem Laubwerck, hinter welchem zu beyden Seiten 2. fast ausgebrannte Fackeln hervorragen, mit der darunter stehenden Jahrzahl 1709. seine Lager=Statt hat".[10] Anna Maria und Jonas Paulus scheinen somit die einzigen beiden Kinder aus dieser Ehe gewesen zu sein.

81 Jahre alt geworden wurde Griebel am 12. Dezember 1735 auf dem Johannisfriedhof beerdigt. Bei seinem Tod wohnte er in der Katharinengasse.

Sein Sohn Jonas Paulus Grübel (1702-1773) wurde ebenfalls Flaschner, der anfangs auch Luftpumpen hergestellt haben soll. Dessen Sohn Johann Conrad Grübel (1736-1809), also der Enkel von Johann Andreas, war auch Flaschner, wurde aber vor allem als Mundartdichter in Nürnberg bekannt.

Wirken:

Griebel ist heutzutage vor allem dafür bekannt, dass er nach den Anweisungen des Vaters von Johann Gabriel Doppelmayr ein Luftpumpe herstellte, die der Vater Johann Christoph Sturm in Altdorf zur Verfügung stellte. Wie aus den Briefen von Doppelmayr hervorgeht, fertigte er auch für ihn Luftpumpen "vor geringen Preiß von 30. 40. 50. 60. auch mehr Gulden" an. 1721 fertigte er auch eine große Luftpumpe für für das dänische Königshaus an, die 300 Gulden kostete.[11]

Zwischen 1711 und 1713 wurde auf dem Dach des Altdorfer Kollegiengebäudes eine neue Sternwarte errichtet. Dabei erhielt Griebel 15 Gulden "vor 2. Tubos, einen â 30 bis 40. Schuh, den anderen â 11. bis 16. Schuh" und zusätzlich 3 Gulden um die Röhren für die neuen, langen Teleskope von Nürnberg nach Altdorf zu schaffen.[12]

1731 bezeichnete Doppelmayr Griebel aber als "gar alt", weshalb "die Accuratesse nicht allzeit wohl altbewert"[13] - Griebel war damals bereits 76 Jahre alt.

Ausgewählte Werke:

Literatur:

Links:


Fussnoten:

  1. "Simon Griebel, Dachdecker, Elena, Hans Endres Störkel Kürschner, 28. [Mai 1654]", Taufen St. Lorenz Taufen 1646-1655, S. 331 (Scan 171), Eintrag 9.
  2. "☽ d 12. Xbris. [= Dezember 1735] Johannis. Der Erb. u. Kunstreiche Johann Andres Grübel, Flaschner auch Harnisch- u. Kürißmacher [Küriss = Reiterharnisch] u. AlmoßMeister, in der Catharinen Gaß, seines Alters 82 Jahre", Bestattungen St. Lorenz 1703-1741, S. 457 (Scan 307).
  3. "Frau Helena, des Simon Grüblers, Dachdeckers Gesellens Ehewirthin am blauen Stern [...] ☉ 12. Julij [1668. 2 Hl. Rochus]", Bestattungen St. Lorenz 1668-1702, S. 254 (Scan 224).
    Der Vater Simon verheiratete sich am 02.11.1668 neu: Trauungen St. Lorenz 1664-1736, S. 94 (Scan 142). Barbara, seine zweite Ehefrau wurde am 28.09.1680 bestattet, Bestattungen St. Lorenz 1668-1702, S.287 (Scan 230). Anfang 1681 ging er eine dritte Ehe in Roth ein, Trauungen Schwabach-Roth 1650-1686, S. 647 (Scan 294), Eintrag 6. Vgl. den Forumsbeitrag in Archion.
  4. "[Der] Ers. Hanß Andreas Griebel, Flaschner, deß Ers. Simon Griebel, Tachdecker in der Peund Ehl. Sohn, Fr. Anna Rosina, deß Ers. Leonhart Bachhelbel Flaschners S.[eelig] hintl. Witib. 31. 8ber [Oktober 1676]", Trauungen St. Lorenz 1664-1736, S. 254 (Scan 224).
  5. "Die tugends. Fr. anna Rosina, des ers. Joh. Andreas Griebel Flaschner Ehw. auf dem Lorenzer Plaz, ☿ d. 10. Jun. [1696]" Bestattungen St. Lorenz 1668-1702, S. 529 (Scan 354).
  6. "Der Ers. Leonhard Pachhelbel Flaschner auf dem lorenzer plaz […] ♀ 19. 9ber [= November 1675]", Bestattungen St. Lorenz 1668-1702, S. 182 (Scan 177).
  7. "Der Ers. Joh. Andreas Griebel, Flaschner; Die tugends. J. Barbara, des Ers. Joh. Georg Bitterwolff[?] […] S. N. E. T., tag Amts Hochzeit im Pfarrhofe; D. d. 28. 7ber [= September 1696]", Trauungen St. Lorenz 1664-1736, S. 549 (Scan 374).
  8. Stadtarchiv Nürnberg: B 1/II Nr. 679.
  9. Vergleich zwischen dem Flaschner Johann Andreas Griebel und seiner Ehefrau Anna Rosina über die Feststellung des Vermögens der aus erster Ehe der Anna Rosina Griebel stammenden Kinder Elisabeth und Johann Paul Bachhelbel, Stadtarchiv Nürnberg, B 29 Nr. 5.
  10. Trechsel 1736, S. 613-614
  11. Brief von Doppelmayr an J. J. Scheuchzer vom 24.12.1728.
  12. Staatsarchiv Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Ämterrechnungen, Scholarchat 212: Rechnung des Notars der Universität Altdorf, 1. Mai 1712 bis 30. April 1713; Rechnungsführer: Jobst Lazarus König, S. 34.
  13. Brief von Doppelmayr an J. J. Scheuchzer vom 14.12.1731.



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