Briefwechsel Georg Moritz Lowitz


Kurzinformation zum Brief  
Autor Lowitz, Georg Moritz (1722-1774)
Empfänger Berufungskomitee der Universität Göttingen
Ort Nürnberg
Datum 27. September 1754[1]
Signatur Universitätsarchiv Göttingen: Kur. 5756, Bl. 56r-57r
Transkription Hans Gaab, Fürth


Ad 1.

Da die Königlich Grosbrittanische zur Churfürstlich Braunschweigisch Lüneburgischen Regierung hochverordneten Herren Geheimde Räthe Excellenzien aus höchst eigner Bewegnis, die Zweÿtausend Rthl zur Beÿhülf des Kugel=Laboratorii gnädigst zu accordiren geruhet: Wofür ich nebst dem Herrn Rath Franz, den unterthänig devotesten Danck abstatte; so will mir diese neue Gnade in submissest dahin ausbitten, daß in Betracht, ich das Kugel=Laboratorium auf mehr andre Sorten Cosmographischer Maschinen zu extendiren mit GOTT entschlossen bin, so wie mein neues, nach meiner dortigen Ankunft zu edirendes Advertiss. an Tag legen wird,[2] obgedachtes Capital auf ein Decennium ohne Zinß, gnädigst überlassen werden möchte.

Ad 2.

Ob ich schon in Berlin, Grafenhaag[3], Wien, Petersburg überall die Residenz Stadt zum Etablissement des Kugel Laboratorii in Erlaubnis bekommen hätte; so will mir doch aus großer Liebe zu den gestrengen Hanoverischen Landen, eines hohen Ministerii Wahl und Vorschrift wegen der Universität Göttingen bestens gefallen lassen: ohngeacht ich da, die mir nöthigen Handwerks Leuthe, nicht also wie in Hanover vermuthend bin.

Ad 3.

Unterdessen hoffe ich, daß Ihro Excellenzien die Herren Geheimde Räthe, mir nebst der Profession der practischen Mathematick, auch zu gleich die

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Erlaubnis, über die Experimental=Physick zu lesen, gnädigst ertheilen werden. Ja da ich ins Künftige alles mein mathematisches und phÿsikalisches Erkäntnis blos alleine auf die Baukunst,[4] und auf das Maschinen Wesen wenden will: so glaube ich nicht untüchtig zu seÿn die sämtlichen Bedingungen des seeligen Rath Penthers[5] zu übernehmen, wenn mich das Hocherlauchte Ministerium beÿ meiner baldigen Gegenwart in Hanover, für fähig darzu befinden möchte.

Ad 4.

Da dem Herrn Prof. Maÿer vormahls beÿ seiner Location, Lizenz-Restitutions-Gelder gnädigst versprochen wurde, so wolte mir die gnädigste Angedeÿhung dieses Beneficii gleichfalls unterthänig gehorsamst ausbitten.

Ad 5.

Nicht weniger ist dem Hl. Prof. Maÿer ein Reise Geld von 100 Rthl ausgezahlet worden. In anhoffender gleichmäßiger Gnade, habe ich dabeÿ vorzustellen, daß ich eine grosse Menge von Sachen mit zu führen habe, die mir, ohne an die hiesigen nöthigen Ausgaben, wegen der Loosmachung von meinen Bürgerpflichten zu gedencken, gewiß 4 mahl mehr so viel Unkosten verursachen, und die in einer wohl ausgesuchten mathematischen Bibliotec, vielen Modellen, Instrumenten und Gerätschaften, so wohl zur Expe-

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rimentalphÿsick, als auch zum Weltkugel Laboratorio mit deren Aufrichtung ich mich beÿ der ganzen Universität werde sehen lassen dörfen, bestehen, womit ich etliche Fuhrmanns Wägen beladen muß: daß demnach ein hohes Ministerium die Gnade haben wird, in Bestimmung des Reise Geldes, auf diese meine Weitläufigkeiten gnädigst Reflexion zu machen.

Ad 6.

So bald als ich die Vocation in Händen habe, so gleich bin ich gesonnen von hier abzureisen: und das führnehmlich in der Hoffnung, ob ich etwan noch bis zur Ankunft Sr. Königlichen Maÿestät in Hanover[6] eine Kugel auf zu stellen im Stande seÿ möchte. Demnach ergehet an Ein Hohes Ministerium mein unterthänig gehorsamstes Bitten, daß die Vocation so bald als es möglich ist, und zwahr mit Begleitung der Reise Gelder hierher übermachet werden möchte.


Georg Moritz Lowitz
Math. Prof. P.



Fußnoten

  1. Der Brief ist nicht datiert, auch fehlt der Briefkopf. Im Schreiben vom Münchhausen an Scheidt vom 5. Oktober 1754 wird jedoch auf diesen Brief Bezug genommen und als Datum der 27. September 1754 angegeben.
  2. Eine derartige Schrift von Lowitz ist nicht bekannt.
  3. Grafenhaag = Den Haag.
  4. Die einzige bekannte diesbezügliche Veröffentlichung von Lowitz sind Kupferstiche des Palais von den Bussche in Hannover, die er auf seine Kosten und in eigenem Verlag herausbrachte:
    Dinglinger, Johann Georg: Risse von dem neuen Wohn-Gebäde Sr. Excellenz des Herrn Geheimten Raths von dem Bussche zu Hannover. Göttingen: Georg Moritz Lowitz 1759.
    Vgl. auch den Brief von Lowitz an Münchhausen vom 1. Oktober 1759.
    In seinen Vorlesungsankündigungen taucht das Thema allerdings wiederholt auf.
  5. Johann Friedrich Penther (1693-1749) war ein deutscher Mathematiker und Architekturtheoretiker in Göttingen. Seine Stelle war damals noch nicht wieder besetzt worden.
  6. Georg II. war zwölfmal in Hannover: 1729, 1732, 1735, 1736, 1740, 1741, 1743, 1745, 1748, 1750, 1752 und 1755. Siehe Uta Richter-Ulig: London - Hannover - Göttingen: Die Reisen Georgs II. nach Hannover und sein Verhältnis zu Göttingen. In: Mittler, Elmar (Hrsg.): "Eine Welt allein ist nicht genug". Großbritannien, Hannover und Göttingen 1714-1837 (= Göttinger Bibliotheksschriften 31). Göttingen: Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek 2005, S. 141-157, hier S. 142.