Briefwechsel Georg Moritz Lowitz


Kurzinformation zum Brief  
Autor Hollmann, Samuel Christian (1696-1787)[1]
Büsching, Anton Friedrich (1724-1793)[2]
Empfänger Landesregierung
Ort Göttingen
Datum 15. Juni 1758
Signatur Universitätsarchiv Göttingen: Kur. 5756, Bl. 195r-200r, 200a
Transkription Hans Gaab, Fürth


Denen Hoch und Hochwohlgebohrnen
Königlich Großbritannischen zur Churfürstlich
Braunschweig Lüneburgischen Landes-Re-
gierung Hochverordneten Herren Geheimten
Räthen,
Unseren Gnädigen und Hochgebietenden Herren,
                                    Hannover.

[Bl. 195r]

Königlich Großbritannische zur Chur-
Fürstlich Braunschweig=Lüneburgischen
Landes Regierung Hochverordnete
Herren Geheimte Räthe,

Hoch= und Hochwohlgebohrne,
Würdige und Hoch gebietende
Herren,

Nachdem von Ew. Hoch= und Hochwohlgebohrnen Excellences dem Professor Büsching und mir, unter dem 24. vorigen Monaths, gnädigst geschehenen Auftrag, haben wir keine Zeit ver=

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absäumet sowohl dem Rath Frantz und Professor Lowitz das an uns ergangene gnädigste Rescript anbefohlener maßen zu publiciren, und über deßen Inhalt mit ihnen umständlich zu conferiren, als auch hierauf, wie weit man in Verfertigung der versprochenen Erd= und Himmels=Kugeln gekommen sey, nach Inhalt aber jetzt gedachten gnädigsten Rescripts in des Professor Lowitz Hause in Augenschein zu nehmen.

Aus beyden hat sich nun gantz deutlich zu Tage geleget, daß der bißherige Verzug der Verfertigung dieser Kugeln zwar an der veränderten Wohnung beyder

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Professorum, an dem sich alhier hervorgethanen Mangel der zu solcher mühsamen und außerordentlichen Arbeit erforderlichen Arbeiter und Künstler, an der sowohl hiedurch, als daß vieles in des Professor Lowitzens Abwesenheit von Nürnberg aldort nicht anders als mit viel schwerern Kosten hat verfertiget werden können und müssen, und doch zulezt nicht einmahl für Geld mehr zu erhalten gewesen, entstandenen Behinderung, mit gehafftet; es scheinet aber doch die Haupt-Uhrsache des Verzugs wohl in dem Mangel des zur Fortsetzung dieser kostbahren Arbeit erforderlichen Geldes haupt-

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sächlich zu stecken, sonderlich da der Rath Frantz nur die Helffte der von den Praenumeranten[3] erhobenen Gelder dem Professor Lowitz, der doch die ganzte Verfertigung allein auf sich hat, bißher nur zugestellet, der Professor Lowitz aber zur Ersetzung der zweÿten Helffte, alles angewandten Fleißes ungeachtet, auf seinem eigenen Credit, und gegen genugsam sichere Hypothequen, sonderlich währender Kriegs=Unruhen im Lande, die nöthigen Gelder nicht herbeyschaffen können.

Inzwischen setzt der Profes-

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sor Lowitz doch die Arbeit, so viel bey diesen Umständen geschehen können, noch beständig fort, und wir haben in seinem Hause einen ziemlichen Vorrath zu den 22 Kugeln, zu welchen er die Helffte der an dem Rath Frantz eingegangenen Praenumertions-Gelder erhalten hat, bey ihm vorgefunden. Dahin gehören 17. mit vielem Fleiß, Accuratesse und Daurhaftigkeit verfertigte Kugel-Körper, von welchen 7. schon gantz mit Gÿps, 8. nur erst mit Pech belegt, 2. aber noch unbedeckt sind; 12. aus Eichenholtz schon ganzt fertige und zusammen gesetzte saubere Gestelle, wovon

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2. schon laquirt und verguldet, 22. aber mit allem Zubehör, so noch nicht zusammen gesetzt, alle aber in Nürnberg verfertiget sind; 10. meßingene in Nürnberg gleichfalls verfertigte große Meridiani; biß an 40. Kupfer Platten, wovon 6. biß 7. gantz fertig sind, die Africa und einen Theil von Asien vorstellen, von deren einen der Professor Lowitz in unserer Gegenwart auf der in seinem Hause angelegten Drucker Preße beygehenden Abdruck[4] verfertiget hat; und endlich nebst andern Machinen, wodurch die Kugeln

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und Meridiani abgedrehet und zu ihrer Vollkommenheit gebracht werden, auch ein völliges mit allen nöthigen Instrumenten angefülltes Laboratorium, so wir in seinem Hause vorgefunden haben.

Ob nun gleich vielmehr Zeit zur Ausführung solcher mühsamen und kostbaren Arbeit erforderlich ist, als der Rath Frantz dem Publico in dem herausgegebenen Praenumerations-Project zu erst gesetzet hat, das Publicum auch, wenn der Professor Lowitz seine Arbeit ungehindert fortsetzen und zu Ende bringen kan, gewiß dabey mehr gewinnen als verliehren wird; so wird

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doch eben diese Fortsetzung durch den schon gedachten Mangel des Geldes, und da der Professor Lowitz die erhaltenen Gelder in die vorhandenen Materialien schon verstecket, und für verfertigte Arbeiten ausgegeben hat, noch mehr behindert werden, wenn nicht die schon praenumerierten Gelder an ihn fördersamst völlig geliefert, und noch sonst einige Captalien zu deßen Ausführung herbey geschaffet werden können. Da der Professor Lowitz aber hiezu selbst sehr wenige Hoffnung zu haben scheinet, sonderlich da es ihm vorm Jahr fehlgeschlagen, durch

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sichere Hypothequen eine Summe von 1500 Thlr zu Hannover zu negotiiren; so gibt er nicht undeutlich zu verstehen, daß er am Ende sich wohl genöthigt sehen dürffte, nach Nürnberg zurück zu kehren, um durch Hülffe und Unterstützung dort noch habender Männer das Werck zu seiner Perfection zu bringen, von deßen Ausführung seine eigenen Ehre und Nutzen so sehr abhängen.

Da die Monds-Kugeln mit diesem Kugel-Wercke keine Verbindung haben, und der Professor Mayer vor einiger Zeit solche gantz allein übernommen hat; so habe ich, der Professor Hollmann, mir pri-

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vatim und allein mit ihm davon gesprochen, und nebst der sub A. hiebey gefügten schrifftlichen Declaration, die seiner mündlich gegen mich geschehenen völlig conform ist, auch Abdrücke von 9. fertigen Platten von Ihm zur Einsicht erhalten; woraus zur Genüge erhellet, daß das meiste an dieser Arbeit der Professor Maÿer innerhalb Jahres-Frist, sonderlich da seine eigene Arbeit mit Verfertigung der Zeichnungen schon längst zu Ende gebracht ist, mit

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denselben zu Stande kommen können.

Wir verharren in tiefester Ehrfurcht

Ew. Hoch= und Hochwohlgebohrenen
Excellences

Göttingen,
den 15. Junii,
    1758.

Unterthänig-gehor-
samste    
S. C. Hollmann
h.t. ProR.
Anton Friedrich Büsching


Fußnoten

  1. Samuel Christian Hollmann (1696-1787) war ordentlicher Professor für Philosophie in Göttingen. Von 1753-1761 war er hier alternierender Direktor der Gesellschaft der Wissenschaften. Vom 04.07.1757-03.07.1758 war er Prorektor der Universität.
  2. Anton Friedrich Büsching (1724-1893) war seit 1754 Professor für Philosophie in Göttingen, ging aber 1760 als Geistlicher nach St. Petersburg. Er hat große Verdienste bei der wissenschaftlichen Fundierung der Erdbeschreibung.
  3. Praenumeration: Vorausbezahlung.
  4. Dieser Abdruck ist nicht überliefert.


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