Briefwechsel Johann Michael Franz


Kurzinformation zum Brief zum Original
Autor Trew, Christoph Jacob (1695-1769)[1]
Empfänger Franz, Johann Michael (1700-1761)
Ort Nürnberg
Datum 25. Mai 1758
Signatur UB Erlangen: H62/TREWBR TREW_CHRISTOPH_JACOB[220 (Entwurf)
Transkription Hans Gaab, Fürth

HochEdelgebohrner Herr
  Hochzuehrender Herr Rath und Professor
Hochschäzbarer Gönner!


Da mir unvermuthet eine gute Gelegenheit vorkommet, mit Ew. die alte gute Freunschaft durch ein Schreiben zu erwecken, so habe ich solche nicht wollen versäumen, Uberbringer desselben ist Hl. Feuerlein, ein hiesiger Handelsherr, und Consorte der Platterischen Handlung, und Brudersohn des Hochzuverehrenden Hln. Superintendenten in Göttingen[2], der beÿ einer vorhabenden Reise eine excursion dahin zu machen willens ist um seine Hl Aeltern zu besuchen. Ew. werden sich sehr verwundert haben, daß ich auf Dero geneigte wiederholte ZuSchrifften bisher keine Antwort ertheilet habe, worann mich nichts, als meine unruhige und vielerley Geschäft allezeit überhäufte Lebens Art gehindert hat: Den Vorsaz hatte ich sehr oft, welcher aber von einer Zeit zur andern aufgeschoben wurde. Da ich beÿ dieser in aller Eile vorgekommenen Gelegenheit Dero erstes Schreiben[3] nicht habe finden können, so will ich dißmalen nur die vornehmste momente derjenigen vom 5 8bris 1755 und 3. Nov. 1756 kürzlich berühren. Die fata [...?] welche so wohl vor als nach Dero Abreise von hier sie betroffen, habe ich sehr bedauert, wie ich auch dabeÿ wegen meiner Forderung bezeiget habe, wissen Sie aus der Erfahrung, und ich bin noch nicht gekommen Ihnen damit beschwehrlich zu fallen, sondern erwarte, als ein beständiger wahrer Freund, der die Umstände, wann und wie Sie ohne Ungelegenheit den Abtrag leisten können.[4] Der Regenfus[5] hat hier eine schlechte famam zurück gelassen, und man kan nichts erfahren, in welchen Umstaenden seine Sache in Coppenhagen stehe.

[Bl. 1v]
Erst zu Ende des vorigen Jahres habe von Hl. Erhart[?] in Londen die Nachricht erhalten, dass er das paquet, welches Sie durch mich an Hl. Manby[6] nach Londen (der nun seine Handlung aufgegeben hat und privatim lebet) überschicket haben, wieder zuruck bekammen, und erwartet von mir die Nachricht, ob er es wieder zurück senden soll, oder ob Sie den Preiß von iedem contento anzuzeigen belieben, so will er trachten solches beÿ andern anzubringen. Den zweÿten Theil von Nordens Reise habe wohl erhalten.[7] da ich nicht vermuthete, daß Ew. mehre deßwegen an mich gedencken würden, so habe durch den hiesigen Hl Director Preißler[8] seines Ehe bruders in Coppenhagen[9] ersuchen lassen, mir solches zu verschaffen, aber die Nachricht erhalten, daß, er ohnmöglich werde ein Exemplar, worauf nicht praenumeriert[10] worden, bekomme; Sie können also letztlich errathen, wie sehr mich erfreuet hat, daß ich dießes Werck (obgleich wenig darinnen vorkommet, das zu meiner Absicht gelohnet) complet erhalten habe. Den Betrag dafür erwarte zu vernehmen. Wann Hl. Commissarius Büttner[11] bisher etwas, das zur Historia naturali gehöret, ediret hat, und sie wollten so gütig seyen, ein solches zu procuriren würden Sie mich dadurch gar sehr verbindlich machen. Ich weiß nicht, aus was Ursachen beÿ unseren Buchführern von Göttingischen Wercken nichts zum Vorschein kommet, und diß ist auch die Ursache, warum ich mich unterfange, mit folgender Bitte beschwehrlich zu seyn; Die Lust und Begirde, physicalische und medizinische Bücher zu sammlen, ist mir noch nicht vergangen, und ich wolte wünschen, daß Ew. meinen Vorrath, der sich nun über 20,000 Piecen erstrecket (die dissertationes nicht mitgerechnet, daran ich dermalen schon über 12,000 beÿsammen habe) einmal wieder in

[Bl. 2r]
Augenschein nehmen könnte, dazu ich ein Zimmer habe abteilen[?] lassen, das sich durch die ganze Breite meines Hauses erstrecket. Da ich nun absonderlich auch dahin bedacht bin, die Wercke, die ich zu sammlen anfangne complet zu erhalten, so wünsche ich daß er mir zu folgenden mögte behilflich seÿn.

1.) Die Göttingische gelehrte Zeitung oder nun so genante Anzeigen habe ich biß 1754 doch diesen letzen Jahrgang nur bis auf das 123. Stuck den 14. Oct. [...?] und an dem Jahrgang 1751. fehlet mir das 88ste Theil.

2.) Von den Commentariis Societ. Reg. Goettingensis habe ich nur Tom. I. ad annum 1751. et Tom II. ad annum 1752.

Wollten Sie nun so gütig seyn, mir so wohl den defect an den Götting. gel. Anzeigen als auch der selben der Commentarium continuation zu procuriren würden Sie mich gar sehr damit erfreuen: Könnten Sie solches mir schon durch Hln. Feuerlein zuschicken, würde Er es nicht nur alleine gerne übermachen, sondern es wurde auch mein Obligation desto größer seÿn. Den Betrag dafür will ich dankbarlich entrichten. Sie haben sich schon in dem Schreiben vom 5. Oct. 1755 gütigst erbotten, alle medicinische dissertationes Goetting. mir zu communiciren: nun sind mir zwar viele seithero (ob aber alle weiß ich nicht) zu Handen kommen: auch dießes offertum würde ich mit allen Danck annehmen und dafür wie auch für alle physicalische den nöthigen Abtrag leisten. Die Zeit nöthiget mich dißmalen zu schließen mit gehorsamster Bitte, die Freÿheit meines Wunsches[?] nicht übel zu nehmen. Haben Sie und Dero Frau Gemahlin, der ich mein gehorsamstes Compliment mache; sich bisher gesund und vergnügt befunden, würde mich, solches zu vernehmen; herzlich erfreuen, deren continuation der Allerhöchste noch ferner geben wolle. Womit mich zu beständger Gewogenheit und Freundschaft bestens empfehle und mit schuldiger Hochachtung allezeit verharrre

Ewer gehorsamst ergebenster diener [...?]

Nürnb. den 25 Maÿ 1758.

[Bl. 2v]
P.S. Da ich Dero den 9. Jan. 1750 errichtes und von Hl. [...?] und mir besiegeltes Testamentum reciprocum noch in Händen habe, so bitte zu berichten, ob ich solches noch länger verwahren und der Gewohnheit nach von nur beÿden Genanndten eröffnet oder überschicken soll.



Fußnoten

  1. Christoph Jakob Trew (1695-1769) war ein bekannter Arzt und Botaniker in Nürnberg.
  2. Der Nürnberger Theologe Jacob Wilhelm Feuerlein (1689-1766) war seit 1737 Generalsuperintendent der Universität Göttingen.
  3. Vermutlich Franzens Schreiben an Trew vom 12. April 1755.
  4. Laut dem &Uuuml;berlassungsvertrag vom 15.10.1759 war Franz Trew 150 Gulden schuldig.
  5. Franz Michael Regenfuß (28.01.1713-12.08.1780) war Kupferstecher und Sammler, der 1754 als Hofkupferstecher nach Kopenhagen berufen wurde.
  6. Richard Manby war Buchhändler in London, mit dem Trew in Kontakt stand.
  7. Friedrich Ludwig Norden (1708-1742) war ein Forschungsreisender. 1752 erschien in Kopenhagen der erste Band seiner Voyage d'Egypte et de Nubie, 1755 der zweite Band. Zur Ausgabe von 1795: Erster Band, Zweiter Band.
  8. Johann Justin Preißler (04.12.1698-18.02.1771) war Maler und Sammler in Nürnberg. 1742 war er Direktor der Malerakademie geworden.
  9. Johann Martin Preißler (14.03.1715-17.11.1794) war Maler und Kupferstecher in Nürnberg und ein Bruder von Johann Justin Preißler. 1744 wurde er Hofkupferstecher in Kopenhagen.
  10. Praenumeration: Vorauszahlung bzw. Anzahlung.
  11. 1758 wurde Christian Wilhelm Büttner (1716-1801) auf den Lehrstuhl für Naturgeschichte und Chemie in Göttingen berufen. Er besaß eine umfangreiche Naturaliensammlung sowie eine große Bibliothek.