Briefwechsel Johann Michael Franz


Kurzinformation zum Brief zum Original
Autor Franz, Johann Michael (1700-1761)
Empfänger Trew, Christoph Jacob (1695-1769)
Ort Göttingen
Datum 17. Juni 1758
Signatur UB Erlangen: H62/TREWBR FRANZ_JOHANN_MICHAEL[7, Bl. 1r-2r
Transkription Hans Gaab, Fürth


  Wohlgebohrner Herr,
    Hochzuehrender Herr Hofrath,
      Hochgeschätzter Patron!

Es gereicht mir zur überaus grossen Consolation, von Ewl. Wohlgebohren mit einem so unvermuthet u. hochschätzbaren Schreiben beehrt worden zu seyn, worauß mich dero mir allezeit theuer geschätzten wohlwollens überflüssig habe überzeugen können. Ist mir nicht minder ein grosses Vergnügen, durch Überschickung der Vojage des Nordens[1] in dero so kostbare Bibliothec ein klein Angedenken gestifftet zu haben, so ich vermerke nicht gantz unangenehm zu seyn. Meine Schuldigkeit sollte auch ein weit mehrers thun, bekenne aber zur Zeit mein Unvermögen, erkenne in trister Dankbarkeit dero Generosité und grossen Nachsicht wegen meiner schuldigen 100 fl, da ich Zinse und Capital so lange anstehen lasse, welche Sache mich bis daher nicht wenig angefochten. Ich wollte es nicht gerne draussen bey der Officin ausweisen, sondern lieber mit meinen hiesigen

[Bl. 1r]
Erwerb refundieren, wo sichs aber auch bis daher wegen meines hiesigen besondern Verlags noch unmöglich gemacht. Da aber nun bald mein Reichs Atlas,[2] so nenne ich mein hiesiges zu den Verlesungen errichtetes Specimen, zum Verkauf gelangen wird, so werde ich eine firme Resolution biß wann und wie es geschehen kann, fassen können. Der Regenfuß[3] ist ein undankbarer Gast; auf 4. Schreiben habe ich keinen Buchstaben erhalten, und ich streite mit ihme wegen verschafften 50 fl praenumeration,[4] die ihm zwey Grafen von Hohenlich u. Erbach bezahlt haben. Es wäre mir lieb und nützlich gewesen, so ich ihn niemal gekannt hätte. Hl Feuerlein[5] sagt, er sey geadelt u. vom König mit einem Rittergut beschenkt worden. Es scheint mir aber, es habe jemand dieses aus Schertz erdichtet. Ich habe in vielen Stücken imprudenter[6] gehandelt, und bin zu gut gewesen. Meinem Consort habe ich 25. Jahre umsonst gedient,[7] da er sich seines Theils alles bezahlen lassen. Nun habe ich für berechnete 3600 fl nur blosse 300 fl bekommen, welches ein Geld ist, so ich ehemals für die Herstellung des Italienl. Buchhalters bey der Officin aufgewendet. Wäre mein Consort ein guter Christ gewesen, so wäre bei meinen Creditoren kein solcher Seumen entstanden. Ich kann es diesen letzten nie übel nehmen, daß sie so sehr u. ärger als wenn ich einen Banquerot gemacht hätte, auf mich gestimmt, denn es wurde ihnen alles auf der feinsten Seite vorgemachet. Nun habe ich alles vergessen u. vergeben, u. wenn ich nach Nürnberg ehestens komme, so

[Bl. 2r]
soll Hl Ebersperger gar nicht merken, daß ich derjenige bin, den er so grausamlich beleidiget hat. Habe ihme auch neulich durch einen eigenständigen Brief meine Freundschaft und Liebe zur Eintracht versichert. Und weil ich also auf die Mitte des Julius oder den 1. August ohnfehlbar dahin abzureisen gewillet bin, so werde die Ehre haben, die bestellten Sachen alle selbsten mitzubringen, da mich denn zum Voraus erfreue, Ewl. Wohlgebohren vor allen andern meine Aufwartung machen zu können, u. dero fürtrefflich große und so wohl eingerichtete Bibliotec bestaunen und bewundern zu dürfen. Durch meine Erzählungen hat Hl Commissarius Büttner schon oft Appetit nach Nürnberg bekommen, und es kann wohl seyn, daß er mit mir Compagnie macht. Gott erhalte Ewl. Wohlgebohren bey allen erwünschten leibs- und geistl. Wohlseyn, und gleichwie mir die Fortseztung dero hohen Wohlgewogenheit gehorsamst ausbitte, also versichere ich schriftl. u. bald mündlich, daß ich lebenslang mit aller ersinnlichsten Hochachtung und Respect verharre

Ewl. Wohlgebohren
Meins Hochzuvenerirenden Herr Hofraths

Meine Frau, die allezeit voll der Em-
pfindung der Hochachtung und Dankbarkeit
gegen Ewl. Wohlgebohren verbleibet,
empfiehlt sich gehorsamst. Wegen
des Testam. verschiebe ichs biß zur
mündlichen Verabredung

Gehorsamst-verpflichtester
diener    
Joh. Mich. Frantz

Göttingen den 17. Junius
      1758


Fußnoten

  1. Friedrich Ludwig Norden (1708-1742) war ein Forschungsreisender. 1752 erschien in Kopenhagen der erste Band seiner Voyage d'Egypte et de Nubie, 1755 der zweite Band, den Franz Trew mit Begleitbrief vom 3. November 1756 übersandt hatte.
  2. Franz, Johann Michael: Atlas Imperii seu Systema introductorium mapparum Geographiae absolutae Germanicae in quibus vicissitudines finium Imperii Germanici secundum triplicis vevi antiqui medii et recentioris statum graphice exhibentur [...] Abriß des Reichsatlas, oder Einleitungskarten zur deutschen Staatserdbeschreibung. G&luml;ttingen: Coheredes Homanniani 1758.
  3. Franz Michael Regenfuß (1713-1780) war Kupferstecher und Sammler, der ab 1755 in dänischen Diensten stand.
  4. Praenumeration: Bezahlung im Voraus.
  5. Der Nürnberger Theologe Jacob Wilhelm Feuerlein (1689-1766) war seit 1737 Generalsuperintendent der Universität Göttingen. Der Feuerlein, der Franz von Nürnberg aus besuchte, war ein Sohn von dessen Bruder.
  6. Imprudenter: Unklug.
  7. Gemeint ist Johann Georg Ebersperger. Gemeinsam mit ihm leitete Franz ab 1730 die Hommannsche Officin in Nürnberg. 1755 wechselte er aber nach Göttingen.