Briefwechsel Georg Moritz Lowitz


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Trew, Christoph Jacob (1695-1769)
Empfänger Lowitz, Georg Moritz (1722-1774)
Ort Nürnberg
Datum 27. Juni 1764
Signatur UB Erlangen: H62/TREWBR TREW_CHRISTOPH_JACOB[480
Transkription Hans Gaab, Fürth
Zustand Der Brief ist ein schwer lesbarer, grober Entwurf. Das folgende ist keine buchstäbliche Transkription, sondern versucht nur den Sinn korrekt zu erfassen. In eckige Klammer gesetzte Teile [] sind Ergänzungen am Rand des Briefes.


HochEdel gebohrner Herr,
mein insonders hochzuehrender Herr Professor,
    Hochgeneigter Gönner.

Euer HochEdel gebohren ganz sustendirter[1] geneigter Besuch füro mich war mir höchst erfreulich und die Adresse deß Hl. Dn. Wrisberg[2] an mich sehr angenehm, [ich habe mit Vergnügen hiernach seiner Absicht so viel gehört?, als dies nötig war, und] da er von hier nach Wien ging, habe ich ihn mit einer Adresse an Hl. Prof. Popowitsch[3] daselbst versehen. Er hat versprochen von dar aus an mich zu schreiben, ist aber bisher noch nicht geschehen und da er so dann nach Frankreich seine Reiße fortsetzen gesinnet ist, habe Ich Ihm auch etwas an Herrn Bernard de Jussieu[4] mitgegeben, [um damit Ihme auch mit demselben eine Bekandtschaft zu machen].

Die durch Ihn erhaltene große Anzahl von Göttingischen Dissertationen[5] waren mir desto schätzbarer, je seltener unsere Dissertations-Händler solche hieher bringen; das geneigte Anerbiethen aber mich fernero damit zu beehren und auch alle mir fehlende zu procurieren, macht sich desto verbindlicher, daß ich mir solche Gelegenheit wünsche: [daher nehme ich mir die Freyheit] der gütig so gegebenen Erlaubnis, solche aufzuzeigen, auf beygelegten Schedulas diejenige zu benennen die ich würcklich schon besitze: denn die fehlende sind mir unbekandt. Weil ich ein großer Liebhaber bin, kam dergleichen Sammlung deren sich ein Vorrath an medizinischen schon auf 234., und bei physischen auch dahin einschlagend mathematischen schon auf 50 Bände (deren jeder 50 Stück entällt) [zusammen gekauft habe]. So können Euer HochEdelgebohren selbst leichtlich errathen, wie lang dero so unvermutetes als unverdientes Erbietten mich erfreuen werden, da mir niemand mehr in Göttingen bekanndt ist, an dem ich mich deß wegen addressieren könnte, ob ich gleich alle Auslagen dafür mit schuldigem Dank verstatten würde.

Euer außerordentliche bezeugte Gewogenheit [und Freundschaft] für mich machet mich so kühn, daß ich noch ein Bitte wage: ich besitze die Göttingischen gelehrten Nachrichten und Anzeigen[6] von Anfang bis auf gegen wärtiges Jahr, welche mir vorhin der M Hl. Prof. Franz, und nachmahlen der bisherige Diaconus Birkmann[7] bey St. Egydien verschaffet hat und letzeres der continuation nach procuriert, bey dieser schönen Sammlung aber fehlet ein mir wichtiges Stück, nämlich in dem Jahrgang 1751. das 88ste welches ich bisher um keinen Preis habe gelangen können. Nun hat genannter Hl. D. Wrisberg sich erbothen, mir bei seiner Wanderschaft nach Göttingen

[Bl. 1v]
dieses leichtlich besorge; weil ich aber nicht wißen kan, wann solches geschehen und ob er alshin noch an dieses Versprechen gedencken werde: so würde meine Verbindlichkeit desto größer bezeugen, wenn es ich darin erwerben dorfte, was dafür verlanget wird, will ich genzlich gern bezahlen. [Meine große Freÿheit bitte mir nicht übel zu deuten und zu bewerthen] Auf was weise ich meines Theils zu dienen im stand bin welcher Art jedes mal nach Vermögen zu besorgen, ich mir werde angelegen seyn laßen. Unter aufrichtiger Anwünschung alles beständigen Wohlergehens empfehle ich mich zu fernerer Freundschaft und Vertrauens in schuldiger Hochachtung mit aller Ergebenheit

gehorsamst verbundenster diener
Chr. Jac. Trew

Nürnberg, den 27. Juni
1764


Fußnoten

  1. sustendieren: unterstützen.
  2. Am 4. April 1763 war der berühmte Göttinger Gynäkologe Georg Roederer gestorben. Zu seinem Nachfolger wurde im Mai 1764 Heinrich August Wrisberg (1739-1808) ernannt. Der hatte im März mit einer Dissertation die Doktorwürde erlangt, und trat anschließend eine Gelehrtenreise durch Oesterreich, Süddeutschland, Frankreich und Holland an.
  3. Johann Siegmund Valentin Popowitsch (1705-1774) war ein österreichischer Sprach- und Naturforscher.
  4. Bernhard de Juissieu (1699-1777) war ein französischer Botaniker.
  5. Vgl. hierzu die vorhergegangenen Brief von Lowitz an Trew.
  6. Zu dieser Zeitschrift siehe die Information des Dokumentenservers der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen.
  7. Christoph Birkmann (1703-1771) war seit 1741 Diakon an der Egidienkirche.