Briefwechsel Johann Gabriel Doppelmayr


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Doppelmayr, Johann Gabriel (1677-1750)
Empfänger Kirch, Christfried (1694-1740)
Ort Nürnberg
Datum 1. Oktober 1726
Signatur UB Basel: L Ia 688, Bl. 90,1r-2r
Transkription Hans Gaab, Fürth

Nürnberg den 1. Octobr.
A. 1726.    

HochEdler und Hochgelährter,Insonders
Hochgeehrter Herr, werthester Gönner!

E. HochEdlen Angenehmstes vom 7. Aug: habe den 16 Ejusd. richtig erhalten,[1] und daraus die fernere Nachricht, was das strittige Päcklein anlanget, ersehen, dabey die hierunter bishero verursachte Bemühung sehr bedauer. Daß besagtes Paquetlein den 9 Jan. zu früh mit der fahrenden Post durch bestellung Hl. Monaths nach Leipzig geschicket worden, bezeuget mein Brieff Buch, darin ich alle Paquete u. Brieffe, wenn ich einen bekomme oder verschicke accurat aufzeichne, nur allzugewiß, da dann selbiges den 11. oder längstens den 12 Jan. in Leipzig angekommen, weil nun Hl. Gleditsch[2] nach dem Verlaut seines Brieffes, dasselbige bald befördert, und zwar, soviel mir wissend, bey der fahrenden Post nach Berlin, so ist es wohl noch möglich gewesen, daß solches, indeme Mr. de l'Isle den 23. Jan. (wie E. HochEdlen von 10 Febr: an mich abgelassenes Schreiben[3] zu erkennen giebet) erst von Berlin abgereist,[4] noch allda angekommen ehe besagter Mr. de l'Isle weggegangen. Inzwischen concedire gar gerne, daß Hl. Haude[5] den 8. Jan: einen Pack mit Büchern von Hl. Gleditsch erhalten, bey welchem das Paquetlein nicht gewesen, weil solches erst

[Bl. 90,1v]
den 9. Jan: von Nürnberg abgesendet worden, jedoch kan es auch seyn, daß weil Hl. Gleditsch bald nach dem 12 Jan. das quaestionierte Päcklein, es mag nun allein oder auch mit büchern seyn, richtig abgesendt, es Hl. Haude als sein gewöhnlicher Correspondent bekommen und E. HochEdlen gleich gelieffert haben, dessen er sich nun nicht mehr erinnert, worauff es, da es bald geschehen, zu Herrn de l'Isle Empfang alsdann ganz richtig mag gelanget seyn. Was Mr. de l'Isle geschrieben oder noch deßwegen schreiben wird, bin ich sehr begierig zu vernehmen, ich habe bishero noch keine Zeil von Ihm erhalten, dahero mich genöthiget sehe, weil des Hl. Manfredi neue Ephemerides[6] vor Ihn daliegen, nächstens an Ihn zu schreiben. Den Todt des einen Hl. Bernoulli in Petersburg bedaure sehr,[7] Gott erhalte die übrige ansehnliche Mitgliedter bey guter Gesundheit und längeren Leben. Womit unter Erlassung Göttl. Protection verharre in Eil

    E. Hochedlen
Meines hochgeehrten Herrn

ergebenster diener    
JG Doppelmayr mpp  

[Bl. 90,2r]
P.S. Herr P. Nicasius hat mir etliche exemplaria von seinen Tabb. Lunariter übersandt,[8] von welchen auch ein Exemplar ohne Zweiffel vor E. HochEdlen determiniert ist, also habe solches hiebey überschicken und E. HochEdlen zur schleunigern Correspondenz mit Ihm animieren wollen.

Die Nachricht von bewußter Persohn ist gewis,[9] welches Nürnberger, die vor 20 Jahren in Nürnberg gewesen, und nun zu Berlin vielleicht wohnen, ebenfalls attestieren werden, dahero muß man billich praecaviren daß der Societaet kein Nachtheil dadurch zuwächset.


Fußnoten

  1. Der Brief von Kirch vom 7. August 1726 ist nicht überliefert.
  2. Johann Gottlieb Gleditsch (1688-1738) war Buchhändler und Verleger in Leipzig. Zu ihm siehe Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 440 f. (Autor: Adalbert J. Brauer).
  3. Der Brief von Kirch vom 10. Februar 1726 ist nicht überliefert.
  4. Auf seiner Reise von Paris nach St. Petersburg hatte Joseph-Nicolas Delisle (1688-1768) im Dezember 1725 Doppelmayr in Nürnberg besucht. Von da aus war er Richtung Berlin weitergereist.
  5. Ambrosius Haude (1690-1748) war Buchhändler und Verleger in Berlin. Zu ihm siehe Neue Deutsche Biographie VIII, 1969, S. 79 (Autor: Horst Meyer).
  6. Manfredi Eustachio (1674-1739): Novissimae ephemerides motuum coelestium. Bologna: Constantini Pissari 1725.
    Band 1: Ex anno 1726 in annum 1737; Band 2: Ex anno 1738 in annum 1750.
  7. Nikolaus Bernoulli (1695-1726) starb am 9. August 1726 (greg. Datum) in St. Petersburg. Seine Berufung dorthin hatte Doppelmayr mit voran getrieben.
  8. Tabulae lunares ex theoria et mensuris geometrae celeberrimi domini Isaaci Newtoni equitis aurati in gratiam astronomiae cultorum concinnatae. Ingolstadt: Grass 1726.
  9. Im Brief vom 27. Juni 1726 hatte Doppelmayr vor einer Aufnahme von Johann Jacob Schübler (1689-1741) in die Berliner Societaet gewarnt, da dieser ehemals "einen Harlequin oder Narren auf dem Theater" abgegeben habe.