Briefwechsel Johann Gabriel Doppelmayr


Kurzinformation zum Brief Zum Original
Autor Doppelmayr, Johann Gabriel (1677-1750)
Empfänger Kirch, Christfried (1694-1740)
Ort Nürnberg
Datum 29. April 1737
Signatur UB Basel: L Ia 688, Bl. 123,1r-2r
Transkription Hans Gaab, Fürth

Nürnberg den 29. Apr
A.C. 1737.  
in Eil.    

HochEdler und Hochgelehrter,
Sonders Hochzuehrender Herr,
und Sehrgeneigter Gönner!

Es ist den 13 des vorhergehenden Monaths allbereit ein Jahr gewesen[1] daß ich E. HochEdlen leztes durch die Hhl. Endterischen[2] erhalten, worauff vor einem Jahr den 21. April durch eben diese Freunde meine schuldige Antwort erstattet, und dann den 21. Dec. mich durch ein anders schreiben zu gutem Andencken recommendiret, allein ich habe bis dato eine geneigte Gegenantwort zu erhalten noch nicht die Ehre gehabt; Inmittelst, damit ich nicht undanckbar angesehen werden möge, so lasse vor jezo das dritte nichts desto weniger abgehen, dabey ich zuförderst einen ergebenen Danck vor den leztens überschickten astronomischen Calender erstatte und verspreche auf eine Gegenerkänntlichkeit bedacht zu seyen, welche sich wohl, so Gott Leben und Gesundheit verleyhet, künfftighin ergeben wird, da nun mit allem Eyffer auf die Ausarbeitung meines Atlas coelestis bedacht bin,[3] welches ein desto füg

[Bl. 123,1v]
licher geschehen kan, da von andern nöthigen Arbeiten vor jezo frey bin, und nichts mit dem verlangten und zum druck zu befördernten commercio astronomico zu thun habe, da man mir die Arbeit und die größte Unruhe allein auf den Hals, weil niemand allhier finde, so tüchtig zur bey hülffe wär, und zwar, so lang als ich gelebet, auf den Hals gewelzet hätte, so daß meine andre Arbeit, und absonderlich mein Atlas coelestis, gar wohl unterwegs hätte bleiben mögen, wann nur des Hl. Prof: Celsii und Mr. Adelbulners (welche niemahlen gesehen zu haben mir öffters gewünschet,) vornehme Befehle wären exequiret worden.[4] Sie sind alle beede sehr undanckbare Gäste, und gedenket jener gar nicht mehr an Nürnberg, indeme kein schreiben mehr von Ihme in Jahr und Tagen hirher gekommen, da er es wohl Ursach hätte, immassen man Ihme, bey seinem Hierseyn, viele Ge-

[Bl. 123,2r]
fälligkeiten und Ehre bezeiget, absonderlich habe Ihme vieles communiciret, welches mich oft schon gereuet, daß ich es gethan habe. Ew. Hochedlen werden mir verzeihen daß ich mit dergleichen ordinairen Sachen Sie incommodir, die Unbillichkeit dringet mir zu Gemüthe und verdrießet es mich sehr daß ich auf andre Leuthe mehr als auf mich hätte sehen, und das meinige, welches zu meiner Delektion ausgesuchet, weil mehr hätte negligiren sollen. Belieben mir E. HochEdlen noch einige Gefälligkeit zu erweisen, und die Correspondenz zu continuieren, bitte mir aus des Flamstedii Opp. posthumus[5] die loca zu citiren, wo Flamstedii statuieret, daß die Cometen corpora mundo clava wären, ich werde es vor eine Gefälligkeit nehmen, und zeigen wie ich ferner seye

      Ew. Hochedlen
    Meines Hochzuehrenden Herrn

P.S. Von denen angegebenen Cometen
habe bishero allhier nichts zu Ge=
sicht bekommen, mögte gern wissen,
ob man auch bey ihnen nichts gesehen habe.[6]

ergebenster diener    
JG Doppelmayr mpp

Fußnoten

  1. Kirchs Brief vom 13. März 1736 ist nicht überliefert.
  2. Die Endter waren eine bekannte Nürnberger Buchhändlerfamilie.
  3. Doppelmayrs Himmelsatlas kam erst 1742 bei Homanns Erben heraus.
  4. Zu den Auseinandersetzungen mit Adelbulner und Celsisu siehe den Brief vom 26. März 1734 an Kirch.
  5. Flamsteed, John (1646-1719): Historia Coelestis Britannica. Tribus Volumina contenta. London: H. Meere 1725
    Dass dieses Werk gemeint ist, geht aus Doppelmayrs Brief an Kirch vom 23. September 1737 hervor.
  6. Vgl. zu diesem vermeintlichen Kometen den Brief an Kirch vom 10. Februar 1736.