Briefwechsel Peter Kolb
Kurzinformation zum Brief | |
Autor | Kolb, Peter (1675-1726) |
Empfänger | Eimmart, Georg Christoph (1638-1705) |
Ort | Halle |
Datum | 26. August 1701 |
Signatur | Nationalbibliothek St. Petersburg: Fond 998, Band 3, Bl. 452r-453r |
Zustand | Auf der Verso-Seite geringfügiger Textverlust durch die Bindung am rechten Rand. Mögliche Ergänzungen stehen in eckigen Klammern. |
Transkription | Hans Gaab, Fürth; Andreas Henkel, Wunsiedel |
WohlEdler, Vest und Hochgelahrter
Herr,
insonders hoher Gönner und Patron
Wie schmerzlich mir gefallen, von einigen guten Freunden aus Nürnberg zuvernehmen, daß meine, meinem HochZuEhrenden Patron dedicirte Disputation so späte angekommen, daß auch andre leute solche ehender zu Gesichte bekommen, als mein Patron selbsten, solches ist dieses Papier viel zu enge zu faßen. Da zumahl das Gemüth selbsten noch mit dergleichen chagrins[1] vollen Gedanken bißhero obruiret[2] gewesen. Gleichwie aber der damahls beÿgelegte brief sattsam bezeugen kan, daß die Schuld an mir nicht gelegen; also achte auch ganz unnöthig, mich deßwegen weitläuffig zu excusiren. Gestalden mein Patron selbsten beliebet hat,
[Bl. 452v]
durch seine so gütige und erfreuliche Antwort[3],
mich davon los zu zehlen, und mir vor die empfundenen
Verdrießlichkeiten vielfältige Vergnügungen zu remittiren. Ob aber gleich di[ese] geringe disputation
keinen danck verdienet, ich auch keine[n] zuerjagen gesuchet; Wie ich denn bloß ein danckbahres
Kennezeichen vor die ehemahlig genoßene vielfältige Wohlthaten zu meines Patrons füßen niederlegen,
und zeugen wollen, daß weil mir alle andere Wege dan[ck]bar zu seÿn abgeschnitten, ich doch diesen
zuergreiffen keine bede[n]cken tragen sollen: So hat mich doch herzlich vergnüget, d[aß] dieses kühne
unterfangen von meinem Patron gütigst angenommen, und wie solches durch die vom
16ten Julij[4] den 17[?] Augl.
angelangte Antwort ist wißend gemacht worden. Dieses ist mir schon genug, ein mehrers wird mir nich[t]
verarget werden, wenn ich mich wegere anzunehmen. Den[n] Danck verdienet nicht wieder danck, viel weniger belohnung.
Sie haben nur die Güte vor mich, WohlEdler Gönner und Patron, und erkennen hiraus, daß ich einer aus
de[r]jenigen Zahl gedencke zu seÿn, oder, wo ich es noch nicht bin, d[och] noch hoffe zu werden, der die
empfangene Wohlthaten nich[t] mit Undanck unterdrücke, sondern durch danckbahres an
[Bl. 453r]
dencken der Nachwelt wißend zumachen sich bestrebe. Im übrigen hoffe so glücklich zu werden, zu Ihrem
Vergnügen durch gewiedmete dienste etwas beÿtragen zukönnen. Wie denn in solcher Hoffnung meinen
Hoch ZuEhrenden Patron nebst allen denen Geliebten Angehörigen, der Göttl. Vorsorge, mich aber, nebst dienstl.
recommendation an die Frau Liebste[5],
und Jungfer Tochter, noch ferner in deßen hohes Patrocinium befehle,
verharrende
Meines HochZuEhrenden Herren
und Patrons
Halle den. 26 Augl.
Anno 1701
ergebenster Diener
M. Peter Kolb.
P. S.
Von Hln. D. Klimm habe einen dienstl. Gruß zu überschreiben, und zuberichten,
daß Er neulich über meines Patrons
Ichnographiam
gelesen; wiewohl Seine Auditores bald außen geblieben sind. Es gehet Ihm gemeiniglich in allen Seinen
Collegiis also, weil es Ihm, wie andre klagen, an deutlicher Expression fehlen will. Sonsten berichte, daß
gedachte Ichnographia von Hln P. Buddeo[6]
in seinen Collegio zu unterschiedliche Mahlen allegiret[7] worden ist.
Fussnoten
- ↑ chagrin (Französisch): Kummer, Leid.
- ↑ obruiren: erdrücken, überladen.
- ↑ Gemeint sein dürfte der Brief Eimmarts an Kolb vom 16.07.1701.
- ↑ Fragezeichen so bei Kolb.
- ↑ Zu Maria Eimmart siehe die Anmerkung im Brief vom 13.10.1700.
- ↑ Johann Franz Buddeus (1667-1729) las seit 1693 in Halle über Moralphilosophie.
- ↑ allegiren: (eine Schriftstelle) anführen.
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