Briefwechsel Peter Kolb


Kurzinformation zum Brief  
Autor Krosigk, Bernhard Friedrich (1660-1714)
Empfänger Kolb, Peter (1675-1726)
Ort Poplitz?
Datum vermutlich August/November 1704
Signatur Nationalbibliothek St. Petersburg: Fond 998, Band 4, Bl. 198r-202r
Zustand Textverlust durch die Bindung am linken Rand. Mögliche Ergänzungen stehen in eckigen Klammern.
Hinweis Vorliegender Text ist die zentrale Instruktion Krosicks für die astronomischen Beobachtungen am Kap. Diese Instruktion lag bereits vor Beginn der zweiten Hollandreise Kolbs am 2. Okt. 1704 vor, sie wird in dem Reise-Memorial vom September 1704 (Punkt 6 und 8) und in Krosicks Brief an Kolb vom 20. Dez. 1704 erwähnt. Die Abschrift der Punkte 1 bis 27 stammt von einem unbekannten Schreiber. Der auf der letzten Seite (Blatt 202r) von Krosick selbst nachgetragene Punkt 28 behandelt ein Messverfahren, das Krosick von Kirch erst am 9. Nov. 1704 vorgeschlagen wurde (vgl. Krosicks Briefe an Kolb vom 10. und 22.11.1704).
Transkription Hans Gaab, Fürth

Instruction zu der Reise nach den Capo und
zu denen daselbst anzustellenden Obser
vationen


1. Nachdem durch Hülffe und Beforderung des Gubernatoris[1] auf den Cap ein bequemer Ort zu aufstellung der Instrumenten und wo man den Himmel aller orten freÿ sehen kan, ausgesehen und zum observiren aptiret worden, wird vor allen dingen dahin zu sehen seÿn, daß die Mittags Linie mit aller müglichsten exactitude gesuchet, und nicht allein durch einen gewißen Strich traciret, sondern auch von denen nechst anliegenden orten die anguli positionis darnach gerichtet, und dabeÿ so accurat es immer möglich verfahren werde, welches unter andern geschehen kan, wen das Instrument nebst den tubo an einen gewißen Ort gerichtet und unbeweglich gelaßen werde, biß das astrum deßen höhe gewommen worden in den vertical kommen.

2. Unter andern modis (am Rand: welche in [den] mit gege[be]nen excerp[tis] der bewehr[ten] Astrono[mo]rum beschrieben) würde auch ein aufgerichteter Stÿlus wenigstens eines Fußes hoch zimlich dick auf einen plano von 4 biß 5. Fuß zu erwehlen seÿn, drauf den so viel circuler linien es füglich seÿn kan, gezogen, und eigentlich nach gesehen werden müste, wen der Stÿlus Vor und Nachmittags die Circul berühret, daß solchem nach die distantz in zweÿ gleiche Theile best möglichst seciret werde. Welches planum den nebst den Stÿlo an demjenigen Ort wohin es gestellet, ohnbeweglich stehen, und so lange die Observationes währen, nicht verändert werden muß, wen auch schon einige Verschlagung mit Holtzwerck dazu nöthig were, damit niemandt dazu kommen und es verrücken könne. Welches den absonderlich dazu dienen soll, daß um die Zeit, wenn die Solstitia einfallen, so wohl im Winter als Sommer, täglich darnach gesehen werden könne, ob zwischen solchen Zeiten einige Veränderung der Mittagslinie zu verspüren, und also verificiret werden könne, ob nach verschiedener Astronomorum Meinung Axis terrestris zu Zeiten der beÿden Solstitien sich verändern und nicht allezeit parallel bleibe.

3. Hiernechst würde die vornehmbste Sorge seÿn müßen zu examiniren, ob die Elevatio poli daselbst wie sie bisher auf 34 Grad ohngefehr gesetzet gewesen, würklich also sich befünde, worzu den nebst der altitudine Solis meridiana in Solstitio brumali vornehmlich die Stellae circumpolares dienen können, davon maximae et minimae Altitudines zunehmen, und die differentz genau zutheilen.

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Es köndten aber auch die Stellae verticales oder prope verticem deren declinationes bekandt, zu Hülffe genommen werden, imgleichen die Altitudo Solis meridiana t[em]pore aequinoctii wen solches momentum auf maße wie h[er]nach folget wird gefunden seÿn.

4. Binnen der Zeit nun die linea meridiana und Ele[vatio] poli gesuchet wird, muß nicht versäumet werden, [die] pendula dahin zu richten, daß die revolution der 24 Stunde[n] praecise den diei sidereo gleich seÿn, und von dem Transitu eines gewißen Sterns per meridianum biß zu dem an[dern] Transitu währen, also 3′.56″ weniger als die pendu[lae] nach dem die naturali erfordern, worbeÿ aber zu mer[cken] daß beÿ allen anzustellenden observationibus man zwar die p[en]dula zu Hülffe nehmen könne, die intervalla temporis fort zu notiren, an allermeisten aber wird man sich [zu] richten haben, nach denen altitudinibus Stellarum, welc[he] beÿ jeder observation und so offt es seÿn kan, mit zu neh[men], und den Journal von Zeit zu Zeit fleißg einz[u]tragen, und sollen hierzu absonderlich die ienigen g[ewäh]let werden, denen §. 22. Erwehnung geschiehet.

5. Dieses Journal ist nun also zu halten, daß darinnen d[as] was vorkombt, nebst der Zeit so wohl, welche das pendulu[m wei]set, als auch die Höhe der Sternen geben, von einen Moment [zum] anderen fleißig eingezeichnet, und wen das observiren vor[bei] in Ordnung gebracht, und vornehmlich zweÿmahl abgesch[rieben] werden, davon eins von Zeit zu Zeit übersandt wer[den,] das andere aber complet bleiben könne, auch köndte beÿ abreise das letzte, was zu Erfüllung des übersandten [Journals?] in den Capo versiegelt zurück gelaßen und bestellet [werden], daß mit denen erst abgehenden Schiffen es erfolgen könne.

6. Damit nun durch die in den Nordischen Quartiren zu[gleich zu] haltende observationes eigentlich verificiret werden k[önnen, so] würden [auf?] die differentia meridianorum beeder Orten, so gle[iche] Bemühung anzuwenden seÿn, daß man die immersio[nes] und emersiones Satellitis primi Jovis, so viel und so [oft] es müglich könne erhalten, dabeÿ absonderlich fleiß zu haben, daß man die Zeit wohl treffe wen die völlige Leerung des Lichtes geschiehet, maßen zu weilen der Ste[rn] der scheinbar wirdt, wen man ihn vorher schon in den Sch[atten] zu seÿn vermeinet; derowegen die momenta, wen er begi[nnt] den Schatten anzutreten, biß zu der gäntzlichen Verfinster[ung] eigentlich zu numiren, hiernechst aber wen man [der]

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Verfinsterung versichert, wieder abzuziehen, iedoch alles zu notiren, damit man desto gewißer seÿe, daß die observatio accurat gewesen.

Desgleichen beÿ der emersion auch wohl acht zu haben, wen man das erste Licht des Sterns wieder blicken siehet, biß er völlig wieder aus den Schatten kombt, in welcher Zeit der Tubus nicht ein augenblick zu quitiren seÿn wird. Wiewohl nun vornehmlich dieser erste Satelles zu observiren, so wird doch nicht undienlich sein, auch die immersiones et emersiones der übrigen mit zu notiren. Absonderlich nicht zu vergeßen, wen die Satellites durch die discum Jovis bedecket werden, diese momenta eigentlich anzuzeichnen (1) wen der Satelles nur eine breite von seinen eigenen diameter von Jove entfernet (2) wen er den discum anrühret, und (3) wen er gantz occultiret ist, dieselbe 3 momenta auch wenn er hinter dem disco wieder hervor kombt in acht zu nehmen. Wenn auch 2 Satellites einander motibus contrariis begegnen, so wird gleichfalls sehr nötig seÿn, die Zeit eigentlich abzu mercken, wen sie in einer geraden linie stehen (welche den denen fasciis Jovis perpendicularis ist) und jeder auf zweÿerleÿ weise, wen die eüserste limbi, und wen die centra in solcher linie befindlich.

7. Weil nun nechst der Verification der Meridianorum am meisten dran gelegen, daß auf den Mondt so viel und fleißig Acht gegeben werde, als es immer müglich, so müßen vorerst alle Phases von Neüen Mondt bis zu den Vollen Mondt, wie sie per tubum erscheinen, wohl beschrieben, die Altitudines und alle loca wo der Mondt von Zeit zu Zeit befindlich, absonderlich in der Mittags linie oder nahe darbeÿ eigentlich in Acht genommen, die distantien von den nehesten notablesten Sternen als den so viel deren primae et Secundae magnitudinis zu haben, mit allen fleiß aufzuschreiben, und nichts zu vergeßen, welches den locum apparentem auf einigerleÿ weise determiniren kann, worbeÿ auch mit zu marquiren, wenn die Cornua in ein perpendicularon fallen, und im nonagesimo seÿn.

8. Beÿ anmerckung der Zeit, wen jede Phasis erscheinet wird mit fleiß zu remarquiren seÿn, welche theile von den Mondt von einer Zeit zur andern illuminiret werden, und in benennung der theile der Selenographiae Hevelij nach denen mitgegebenen Schematibus und Nomenclatura zu folgen, damit man wißen könne, ob die libratio an beÿden orten gleich, und an

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einen orthe nicht illuminirte theile zu sehen seÿn, auch ob dieselben theile einmahl wie das andere in gleicher Linie st[ehen] oder den Situm verändern, und werden hierdurch nicht alleine die partes contiguae illuminatae verstanden, sondern auch absonderlich die partes prominentes so noch in umbr[a] seÿn, so viel deren einige auch nur die kleineste illumina[tio] haben welche quantitas illuminationis denn durch die det[er]minirung und Vergleichung der größe etwann eines pun[cti] eines Nadelknopfes, einer Erbse, einer Bohne und dergleichen zu notiren.

9. Wen es sich zuträgt, daß der Mondt in einer Sohlichen[?] Höhe der Mittags Linie stehet, daß er ohngefehr beÿden observatoribus 10.[°] oder 12.° ab aequatore versus boream in altitudine aequali seÿ, alß den wird keine Zeit, keine Mühe, kein Fleiß zu versäumen seÿn, daß der größeste Theil von solcher Nacht da[mit] zu gebracht werde, wenigstens 3 Stunden vor und 3 Stunden [nach] den transitu per meridianum absque interrupta serie alles flei[ßig] zu notiren, absonderlich (1) die altitudines (2) Azimutha (3) Distantiae[!] von denen nähesten Fixsternen erster, anderer und dritter größe (4) die Veränderungen der Illumination (5) die [Ver]änderungen der libration so viel darbeÿ zu erkennnen, zu d[em] Ende den alle theile nach der Selenographiae zu benennen, welche zum theil oder gantz in die Illumination kommen, (6) ob etwan ein oder ander Stern bedecket wird, zu welcher Z[eit] an was Orte er den limbum beÿ Anfang und beÿ dem Ende der occultaion berühret (7) wie viel die latitudo von Zeit zu Zeit sich ändere, und wie viel größer in quadraturis alß in Sizÿgiis seÿ (8) ob eine änderung des motus von sonderbarer remarque zu erkennen, wen der Mondt die puncta aequinoctia berühret, wen er in quadraturis oder an weitesten von der Conjunctione et oppositione entfernet ist, zumahl[en] da die Astronomi biß her observiret daß zu Zeit der Eclÿpsium der Mondt, wen er in puncto aequinoctii ver[ni] ist, später in den Erdtschatten komme, und früher beÿ dem aequinoctio autumnali, alß der Calculus Eclÿpsium gegeben.

10. Es ist nun beÿ diesem punct so wohl als allen anderen folgenden dieses in acht zunehmen, daß wen man einen Tag vorher weiß, wen eine observation von großer importantz anzustellen man sich nicht allein vorher zu prae[pa]riren, sondern auch tages zuvor eben die observationes

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zuthun hat, damit um die Zeit, welche nicht wieder kombt desto ungehinderter und beßer geschehen könne.

11. Die Finsternüßen beÿder luminarien seÿn mit eben der praeparation und Application zu beschreiben, und zwar beÿ denen Mondt Finsternüßen die Theile deßelben, welche nach und nach in den Schatten fallen, der eigentliche Anfang, die duration und die quantität, auch so viel müglich zu notiren, der unterschied penumbrae von der umbra vera, so wohl beÿ den Anfang alß auch beÿ den Ende, insonderheit auch acht zu haben ob dabeÿ die proportion des Erdtschattens und Mondes diametri zu finden, wegen den beÿ der halben Verfinsterung die Einschließung beÿder arcuum in 3 Subtilen puncten dienen kan, und solches durch 2 observatores zugleich geschehe daß einer den arcum des Schattens der andere aber den arcum des scheinbahren Mondes in müglichster Eile durch 3 puncte bemercke. Beÿ der Sonnen Finsternüß ist ebenfalls auf alle und iede auch die geringsten umbstände wohl acht zu geben und nichts vorbeÿ zu laßen, deßen aufzeichnung zu genauer erkundigung der währe [= Dauer] der Zeit und der quantität auch der proportione diametrorum nützlich seÿn köndte.

12. Zu mehrer information wie und worauf am meisten achtung zu geben, ist ein Extract von den was einige Astronomi hiervon publiciret, beÿgeleget, deßen man sich beÿ vorfallender gelegenheit zu bedienen haben wirdt.

13. Was nun § 9. von den Mondt gesaget, daß wen er in gleicher höhe denen beÿden observatoribus zu stehen kommen solte, alß den die meiste Mühe und Application anzuwenden seÿn würde, alle Umstände genau und eigentlich zu verzeichnen, eben daßelbe ist auch von der Sonnen zu verstehen, wen sie in solcher elevation befindlich seÿ wirdt, welches den ohngefeht in den 29° Arietis und 1° Virginis vermuthlich wird geschehen, in dem beÿnahe des einen observatoris Zenith des andern Horizont stringiren die Sonne aber als den in der mitte stehen wird, und darnach die Mesures genommen werden können, und der angulus ad Centrum Solis desto beßer zu finden seÿn. Um solche Zeit nun wird die altitudo Solis sehr accurat um die Mittags Zeit, und zwar binnen 2 Stunden alß eine vor und eine Nachmittag 8 mahl und also iedesmahl 15 Minuten von einander müßen genommen werden, damit man aus der Collationirung der Journalen hiernechst ersehen könne, ob und wie groß einige parallaxis sich finden möchte,

[Bl. 200v]
welches den eines von den größesten nutzen der gantzen Zei[t?] seÿn, und dannenhero darauf absonderlich wird reflectiret werden müßen.

14. Um die Zeit der aequinoctiorum wird auch dienlich sein die Declination der Sonnen nach der Methode so Hl. Cassini bereits practiciret zu suchen, daß man nemlich tages vor und nachher wen das aequinoctium einfält die altit[udi]nes Solis meridianas fleißig nehmen dieselbe hern[ach] von zweÿen aequinoctiis comparire und alß praecise [den] punctum finde wo die intersectio lineae spiralis w[en] die Sonne durch die traces so sie in aufundniederst[eigen] machet geschehen ist, welches den so wohl zu eigentliche[r] determinirung der Höhe des Aequatoris, alß auch zu Ver[ifi]cirung der Meridianischen differentz auch sonst zu v[ielem] nützlich sein wirdt.

15. Ob nun auch practicable sein wird nach der methode s[o] Gregori vorgeschlagen, und deßen der extract mit gegeben, [die] momenta der Solstitiorum zu observiren wird sich beÿ d[em] Versuch zeigen, welcher angestellet werden kan

16. Weiters würde beÿ der Sonnen alle tage nachzusehen seÿn, ob [und] wie viel Flecken darinnen, in was vor Situation sie all[e] tage nach den Centro und nach den verticali gerechn[et] stehen und sich verändern; welches den per Helioscop[ium] oder durch einen in Camera obscura fest gemachten tubum z[u] verrichten.

17. Ob auch wohl beÿ denen Eclÿpsibus die Diametri lumi[nari]um wie oberwehnet fleißig werden zu examiniren se[ÿn] so würde doch sehr großen Nutzen haben, wen auch außer [der] Zeit der Finsternüßen, durch ein dergleichen Instrumen[t] und Methode, wie Hevelius vorgeschlagen, solche Diametr[i] genau gemeßen und von Zeit zu Zeit notiret, ingleichen circa aequinoctia et solstitia der Diameter per tempus [transitus?] durch den meridianum gemeßen würde.

18. Entlich wird nebst der Sonne und den Mondt auch a[uf die] untern Planeten die observation so offt es geschehen [kan] gerichtet werden müßen, ob beÿ denselben einige par[allaxeis] zu verspüren, welches den eodem modo wie [dem] bey denen [lumi]naribus erwehnten geschehen kan, daß nehmlich die Al[tidu]dines fleißig genommen und accurat notiret [werden] und zwar umb die Zeit wen sie in den grösesten [di]gressionibus von der Sonne und denen refraction[ibus] aeris an wenigsten unterworffen seÿn. Diese ob[ser]

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vation würde niemahles zu versäumen seÿn, so offt vor auff und nach untergang der Sonne solche beÿde Planeten zu sehen seÿn, und die distantz von einigen fixis wird können genommen werden.

19. Über die Altitudines inferiorum planetarum würde auch die Zeit ihres Auff= und Untergangs am allerfleißisten über die transitus cum fixa zu notiren seÿn, und wo es ein Stern nudo visu spectabilis, so fort die Höhe und distantz zu nehmen, wo aber nicht, als den ope micrometri die distantz gesuchet und altitudo planetae zu nehmen, absonderlich wen gar eine ocultatio per Venerem geschehe.

20. Beÿ denen Fixsternen were auch diese observation nicht zu vergeßen, daß zweÿ Stern von mercklicher größe gewehlet würden, deren distantz bekand und beÿ 50 gr. seÿn müste als den zu examiniren, ob dieselbe distantz unverändert bleibet, wen der eine Stern in Horizont, der andere aber biß 50 gr. und mehr höher stehet, und einige Stunde hernach beÿde ohngefehr in gleicher höhe seÿn, zu welcher observation die Nächte vor Sontags und Mittwochs zu nehmen, daraus die quantitss refractionis zu erkennen seÿn soll und werden von einem quartall[!] zum andern verändert und also successive zu nehmen seÿn folgende; von primo 9bris biß ult: Januar: Palilicium und Pollux von primo Febr: biß ult: Aprilis lucid: pedd. gem. und Cor Leonis von primo Maÿ biß ult: Julij, Arcturus und Caput Herculis von primo Aug: bis ult: Octobr. Lucida Aquilae und Inferior in quadrato pegasi.

21. Dergleichen einige Sternen zu wehlen, welche den einen observatori in vertice seÿn, und dem andern den Horizont stringiren, mit welchen den um solche Zeit die distantzia anderer bekandten großen Sternen zu Compariren, undt werden dazu genommen ultima caud. ursae maj. und der Arcturus nebst denen corde Leonis in dem boreali haemisphaerio so aus den Capo zu observiren. In australi haemisphaerio können es seÿn Fomahant welcher mit den capite Andromedae zu compariren, daß nehmlich, so baldt einer von denen observatoren den Fomahant oder ultimam Cuadae ursae Maj. in Vertice oder vice versa am eüsersten Horizont hat, er ohngesäumbt die distantias von beÿden andern itz benandten nehme, so wird die Stunde an beÿden Orten fast übereinkommen, weil die Meridiani gleich seÿn, also auch die höchste Elevatio gleich seÿn wirdt. Solche Sternen aber hat auch ein jeder an seinen Ort allein, fleiszig nach denen

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distantijis einiger anderen, wen er aus den Vertice d[em] Horizond nahe kombt und also von den andern obser[vato]re nicht gesehen wird, zu notiren, damit auch daraus d[ie de]terminatio refractionis mehr gewißheit habe.

22. Damit nun in den gantzen Cours der observatio[nen] die aequalitas temporis, woran fast das meiste ge[legen] desto sicherer zu stellen, so wird an beÿden Orten, [wenn die] Sonne in Signis ascendentibus auf cor Leonis u[nd] Arcturum in Signis descendentibus aber auf palilici[um] und Lucid. aquilae acht zu geben, und jedesmahl der[en] altitudines und azimutha denen vornehmsten st[ernen] der observationen beÿ zufügen seÿn, wie oben §. 3 er[wähnt] ist, welches hiernechst beÿ collationirung der Journal[en vie]len nutzen haben wird

23. Letzlich wird nun die Zeit wen die Sonne in dem Arietem und libram trit und also praecise in diebus aequinocticali[s] den größesten Fleis nach dem pendulis so wohl als nach de[n] derhalten[!] transitu per meridianum eines gewißen Sternes zu er[halten] und zu notiren sein, wie viel Stunden und Min. die Sonne über den [Hori]zont bleibet, welches dazu dienen soll, daß man wiße wie viel [von dem] disco terrae über die Helffte illuminiret seÿ, und wird gut seÿn, d[ie] semidiurnos ab ortu Solis usque ad meridiem gegen den an[dern] usque ad occasum zu compariren desgleichen auch der arc[us] Semi nocturnus per appulsum Stellae primae aut Secu[ndae] magnitudinis ad meridianum ab ortu Stellae zu finden [sein] wird, nehmlich per Subtractionem deßen so viel der Stern [nach] Solis occasum aufgehet.

24. Wan auch die inaequalitates dierum naturalium noch eig[ent]lich determiniret sein, so müste dieses examen der Arcuum di[urnorum] beÿ denen Solstitjis angestellet werden, einige tage vorher un[d] einige tage hernach, wie wohl mit dießen Unterschied des v[orherge]henden §, daß nicht allein der arcus diurnus zu deter[minieren] sondern die gantze Zeit von einem Mittag zum andern v[on] 24 Stunden im Winter und Sommer gleich oder wie viel die diff[erenz] seÿ, solches kan geschehen durch eigentliche numerirung der vibr[ationes] des penduli von der Mittags Höhe der Sonnen bis nach derselben gang ein gewißer Stern circa meridianum gesehen und de[ßen] altitudo genommen ist, des folgenden Tages, oder um die[selbe?] Jahres Zeit wird zu sehen sein, ob die vibrationes gleich gew[esen]

25. Beÿ diesen puncten wird man es wohl bewenden laßen könn[en, damit] man nicht die Arbeit überhäuffe, jedoch wird es nicht schade[n, wenn] man die altitudines planetarum superiorum nur ein[mahl in] einer Woche, und zwahr iedesmahl die Nacht welche den Sont[ag ein?]nimbt.

26. Zuforderst mus nicht vergeßen Werden, alle tage in den Jou[rnal] die consitutionem aeris et Serenitatis Coeli ohne einige[n Aufschub?] morgens, Mittags und Abends einmahl zu notiren, in spe[cie wie] beÿ iederzeit der observation der Himmel beschaffen gewesen; auch täglich die Winde nach denen plagis und nach deren vehem[entiae] größe zu beschreiben.

27. Auch die declinatonem magnetis von Tag zu Tag ein[mahl] nachzusehen.

[Bl. 202r]
28. Es wirdt auch zu versuchen seyn, ob es möglich einige parallaxin Veneris zu finden auf folgende maße: daß man um die Zeit wen Venus in maxima digressione ist, dieselbe bey tage in transitu per Meridianum gesuchet werde, undt so fort an den orte, wo der Meridanus berühret wirdt, das tubus, so gut es möglich, unbeweglich befestiget werde, die Nacht darauf nach zu sehen, wan ein andre Stern auch den Meridianum passirt, da denn durch die Schraube des Micrometri genau zu erforschen, wie weit solcher Stern, von den vorher gefunden orts Veneris passirt. Woferne nun sich einige differentia sensibilis zwischen denen hiesigen undt denen observationibus ultra aequatorem fünde, so wäre daraus die parallaxis leicht zu determiniren, damit man auch an beyden orten desto weniger fehle, so wirdt gut seyn, nicht nur von einen sondern von mehreren Sternen, welche durch den Meridianum gehen, die distanz von den vorerwehnten loco Veneris zu nehmen. Diese observation würde vornehmlich in maxima Veneris digressione vorgenommen, jedoch wirdt es nicht schaden, wenn es auch alsden geschehe, wenn die Venus der Erde näher seyn wirdt.

Damit auch die Zeit an beyden orten undt beyden observationibus am besten zu treffen, so köndte zwar dieses alle Nacht, wenn es helle ist, geschehen; jedoch am meisten die beyden Nächte, welche den Sonnabendt und Sontag vorhergehen hierauf Acht gegeben werden.


Fussnoten

  1. Gubernator: Statthalter.

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