Briefwechsel Peter Kolb
Kurzinformation zum Brief | |
Autor | Krosigk, Bernhard Friedrich (1660-1714) |
Empfänger | Kolb, Peter (1675-1726) |
Ort | Poplitz |
Datum | 22. November 1704 |
Signatur | Friedrich-Alexander-Gymnasium/Museen im Alten Schloss Neustadt a.d. Aisch, Nachlass Peter Kolb [CD-ROM], Briefe 31 |
Transkription | Andreas Henkel, Wunsiedel |
A Monsieur
Monsieur Pierre Kolb
à Amsterdam
aftegeven bij Myn
Heer Daniel Deutz[1]
Banquier
Poplitz den 22 Nov 1704.
[Präsentationsnotiz Kolbs:]
praesens die 2 Xbris 1704
Monsieur
Deßen Schreiben vom 31 Octobr.[2] nebst den Beylagen erhalte ich vorgestern bey meiner Wiederkunfft in Berlin, weil ich dahin eine PostReise thun müssen, undt bestellet gehabt, die ankommenden schreiben biß zu meiner Wiederkunfft zu verwahren. Ich wundere mich aber, daß meines bruders Sohn mit denen gläßern noch nicht ankommen, undt will nicht glauben, daß ihm etwan ein accident unterwegens begegnet sey. Inzwischen werden beyde Schreiben so ich den 8. und 11. Nov.[3] von Berlin abgehen laßen unter der Adresse von H. Deutzen zu recht geliefert seyn, in dem ersten habe ich H. Hoffmanns Ephemerides[4] geschicket, welche in den nehesten Jahren an stadt des Mezzavachi[5] werden geliefert werden können, desgleichen wir auch alhir thun werden, jedoch beyder zusammen nur bedienen. In dem letzten habe ich einige Erinnerungen von H. Kirch[6] communiciret, undt wie wohl ich zu dem modo, so vorgeschlagen ist,[7] durch einen unbeweglich fest gemachten Tubum den transitum Veneris per meridianum zu observiren, anfangs nicht so viel Vertrauen gehabt, So glaube ich aber itzo, daß er großen
[S. 2]
Nutzen haben könne, wenn man dabei noch diese pr[ae]caution nimmt, daß man sich noch
vor der Abreise vereinige, auf einen gewissen determinirten Stern, so etwan 7. 8. bis 10 oder 12 Stunden
ohngefahr nahe bei solchen locum kommen muß, Acht zu geben, welches man beiläuffig
auf einem guten Globo oder durch die bekandten longitudinem undt latitudinem finden köndte.
Derowegen wolle derselbe einen dergleichen wehlen, wenn erst die Zeit aus denen Ephemeridibus gefunden ist,
wenn Venus plena (da sie am besten zu sehen) in einer bekandten latitudine den Meridianum berühren dürffte.
Solche Zeit aber müste im Herbst künfftiges Jahres oder gegen die zeit erst genommen werden,
damit am besten zu wißen sey, daß die Observationes in dem capo angefangen werden,
hienechst wirdt man auch bey nahe finden können, was für ein Stern secundae oder tertiae magnitudinis
auf den abendt oder um Mitternacht oder auch wohl nach Mitternacht nahe bey selbigem ort passiren dürffte.
Wenn nun der tubus bey dem transitu Veneris fest gemachet, undt per micrometron der Weg praecisè determiniret ist,
wird alsdenn, wenn der Stern kombt, die distantia a priori loco Veneris durch die Schraube
des micrometri gefunden werden können. Ich will derowegen erwarten, was derselbe vorschlagen wird,
(1) zu welcher zeit undt bey welchen Tagen (2) was für ein Stern dabey zu wehlen,
so wollen wir hier dergleichen thun, wenn ein Stern aus einer bekanndten constellation genommen wirdt,
so müßte etwa
[S. 3]
der der gewehlet, oder doch ein ein andrer gewiß kommen, undt von beyden Observatoribus notiret werden können,
wenn man nur um die Zeit und den Tag gewiß wüßte, was auch in eben dem Schreiben gemeldet,
daß 2 gleiche Micrometra dorten gemachet, undt immer mit den Instrumentis übersandt,
das andere aber nach capo gebracht würde, ist am allernötigsten, weil man alsdenn aus der
Gleichheit der Schrauben und numerirung der Gewinde die distantias genau wird können haben.
H. Hartsoeker[8], wenn er noch dorten sollte seyn,
und ohne expresse Reise ihn zu sprechen gelegenheit geben,
wolle derselbe für die genereuse Uberschickung der Gläser dancken, undt bey ihm erwehnen,
ob es mit deßen Bewilligung geschehe, daß ich die Gläser diesen Winter mit nach Berlin nehme,
undt versuchete[?], ob die Societät eines oder das andere behalten wolte, wenn selbige probiert hätten.
Wenn H. Hartsoeker nicht in Amsterdam köndte es wohl durch
H. Zumbachen[9] künfftig ausgerichtet werden,
wiewohl ich doch an dem consens nicht zweiffele, undt fast nicht nötig seyn dürffte,
derowegen derselbe es nach Gutfinden machen kann. H. Zumbach wolle derselbe auch bey Gelegenheit
ein compliment machen, undt daß ich die ersten notata ad specimen novum von Nürnberg aus erhalten,
wenn aber noch andere gedancken dann[?] aufgesetzet, wirdt es mir lieb seyn, selbige zu erhalten,
undt kann durch H. Deutzen an den Secret. Töpffer[10]
nach Wolffenb[üttel] gesandt werden.
Daß aber die Reise nach dem Capo erst auf den Früheling geschehen sollte,
wird die hiesigen Anstalten etwas troublieren, jedoch ist H. de
Witzen[11] Rath zu fragen,
undt wenn er es absolutè nötig hält, wird es alsdenn beßer seyn,
mit den Instrumentis auf einem Schwollischen Wagen [über Zwolle verkehrender Post-Wagen]
lieber wieder heim zu kommen, als so lange dorten zu warten. Es köndten aber die Instrumente zu der Reise
dort gelaßen werden, jedoch hoffe, daß die Reise mit gottl. Hilfe noch eher fortgehen wirdt,
wozu meinen vorigen Wundsch wiederhohle undt verh[arre]
Monsieur
Votre tres affectionnè a vous servir
BFvKrosick.
[P.S. S. 2 unten]
H. Pfannschmidts Sohn ist itzo in Amsterdam anzutreffen, op de Kaysersgrafft, by de Frijhet Straat by H. Torwale,
sonsten auch [...?] bey einem Medico H. Rensik. Sein Vater bittet ihm zu sagen, daß er ehestens geldt schicken
würde an denselben Kaufmann, der unsern Wechsel bezahlet, alwo er binnen 8 Tagen nachfragen köndte.
Fussnoten
- ↑ Zu Daniel Deutz siehe die Anmerkung im Brief vom 00.05.1704.
- ↑ Dieses Schreiben ist nicht überliefert.
- ↑ Überliefert ist nur ein Schreiben Krosigks an Kolb vom 10.11.1704.
- ↑ Zu Johann Heinrich Hoffmann (1669-1716) siehe die Anmerkung im Brief vom 23.09.1700.
- ↑ Zu Flaminio Mezzavacca siehe die Anmerkung im Brief vom 10.11.1704.
- ↑ Zu Gottfried Kirch siehe die Anmerkung im Brief vom 21.06.1700.
- ↑ Den Vorschlag Kirchs hat Krosigk im Brief vom 10.11.1704 vorgestellt und hat ihn auch als Punkt 28. den Anweisungen für Kolb zu dessen astronomischen Beobachtungen am Kap beigefügt.
- ↑ Zu Nicolaas Hartsoeker (1656-1725) siehe die Anmerkung im Brief vom 26.05.1704.
- ↑ Zu Lothar Zumbach von Koesfeld siehe die Anmerkung im Brief vom. 26.10.1704.
- ↑ Zu Johann Georg Töpfer siehe die Anmerkung im Brief vom 00.09.1704.
- ↑ Zu Nicolaas Witsen siehe die Anmerkungen im Brief vom 00.05.1704.
voriger Brief von Krosigk | nächster Brief von Krosigk |