Briefwechsel Peter Kolb


Kurzinformation zum Brief  
Autor Krosigk, Bernhard Friedrich (1660-1714)
Empfänger Kolb, Peter (1675-1726)
Ort Poplitz?
Datum September 1704
Signatur Friedrich-Alexander-Gymnasium/Museen im Alten Schloss Neustadt a.d. Aisch,
Nachlass Peter Kolb [CD-ROM], Briefe 36
Transkription Andreas Henkel, Wunsiedel

I[n] N[omine] D[ei]
Memorial zu der Reise nach
Düßeldorf undt Amsterdam.[1]


1. Bey der Ankunfft zu Düßeldorf von H. Hartsoeker[2] zu vernehmen, wenn die beyden großen tubi zusammen genommen würden, was sie gelten sollen, hiernechst aber nur den kleinen von [...?] fuß zu kauffen, undt alles möglichst zu versuchen demselben etwas von der geforderten Summe abzudingen, wo es ja nicht geschehen kann, köndt doch eingedinget werden, daß die andern beiden kleinen desto beßer wären, weil so zu denen importantesten observationen zu gebrauchen, wobey auch gemeldet werden kann, daß sie zu einem Telescopio binoculo sollen employiret werden, deswegen die gläser einander völlig gleich undt von gleicher güte seyn müsten.

2. So baldt es immer möglich in Düßeldorf wieder abzureisen, wenn es auch gleich den andern oder dritten Tag geschehen könndte, wären die kleinen oder einer davon noch nicht fertig, müßten sie aus Amsterdam nachgeschicket werden, an einen gewißen Mann, welcher vorher abzureden.

3. Zu Amsterdam wirdt so baldt nach der Ankunfft die Zeit undt praeparatorien zur Reise zu erkundigen auch die probirung der Instrumente vorzunehmen seyn. Zu Erhebung des Wechsels kann H. Deutz[3] Anleitung geben, auch wie die Instrumenta, so hirher zu schicken, am besten fortzubringen, von welchem allen denn etwa 8 Tage nach der Ankunfft auf Wolffenbüttel unter couvert an H. Secretarium Töpffer[4] zu schreiben. Sollte aber über Verhoffen bei dem Wechsel sich einige difficultät finden, so müßte es wohl zeitiger berichtet werden, undt in den Umschlag an H. Töpffern erwähnet werden, daß es mir cito [schnell] nachzuschicken, welcher denn wißen wirdt, wo ich alsdenn anzutreffen.

4. Wenn ein gut pendulum, darauf man sich verlaßen könne, zu Amsterdam oder Leyden zu bekommen, undt zwar so es seyn kann in Engelandt gemachet, köndte es in den Kasten mit den Instrumenten wohl

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eingepackt, undt mitgesandt werden, Zu der Reise nach dem Capo hoffe ich nicht, daß es nötig seyn wirdt, weil der gouverneur damit zur genüge wirdt versehen seyn; jedoch wirdt es bey dem H. Bürgerm. Witzen[5] erkundiget werden müßen, undt wenn dieselben es absolument nötig hielte, eines mit zu nehmen, müste es zwar wohl geschehen, aber dennoch auch eines hirher gesandt werden. Es wäre denn daß sie dorten viel theurer alß die Nürnbergischen seyn, solchenfals dürffte es beßer seyn, in Nürnberg bestellen zu laßen dasjenige was wir hier gebrauchen wollen.

5. Es wirdt auch nötig seyn, mit verschiedenen zu überlegen, wie die Einrichtung zu der Reise am besten zu thun. Mit dem Capitain wegen des Unterhalts zu handlen ist es wohl am besten, sollten nun betten und decken etwan gekaufft werden müßen, würden selbige nicht allein auf der Reise, sondern auch in loco wie auch auf der Rückreise würden dienen können.

6. Desgleichen wirdt auch die correspondence zu unterhalten mit jemandt abgeredet werden müßen, welches H. Deutz wohl übernehmen wirdt, damit so offt Schiffe von dem capo hirher kommen, nicht allein von dem gantzen

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Zustandt wie es eingerichtet, und wie mit dem Gelde wirdt auszukommen seyn, ausführlicher Bericht geschehe, sondern auch was in denen observationibus nach undt nach geschehen, jedes mahl mitgesandt werde, auf weiße, wie in der Instruction enthalten.

7. Die Einrichtung in dem Capo köndte so baldt von Anfang dahin regliret werden, daß die observationes ein gantzes volles Jahr und soviel Zeit darüber, alß die Schiffe dorten pflegen wieder abzugehen, welche in dem Herbst oder Winter in Hollandt ankommen, gehalten werden können, undt allso auf die gantze Reise etwan 2 Jahr zu wenden wären, wornach die Kosten wegen des Unterhalts zu rechnen, wovon[?] denn bey denen erst[en] abgehend[en] Schiffen Nachricht erwarten werde.

8. Solte der Vorschlag welchen ich an H. Witzen wegen eines coobservatoris gethan, angenommen werden, wie ich denn nicht zweiffele, so wirdt zu Continuirung unserer observationen alhir sehr nützlich seyn, wenn derjenige, so dazu destiniret werden wirdt,

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vornemlich auf die puncta, welche in der Instruction mit I undt II notiret, gewiße kunde und völlige Information bekäme, wie er sich dabey zu verhalten, damit es mit denen unserigen auf gleiche weise undt Methode geschehe, und wir hinc inde [von beiden Seiten aus] alle Zeit communiciren köndten, welchenfalls denn die Instrumenta dorten bleiben und nur der tubus allein zurückgebracht würde.

9. Wie es auch mit verschiedenen, absonderlich in dem capo gelegenheit geben wirdt zu discouriren, was vor Nutzen von allen diesen observationen zu hoffen, So wirdt gut seyn, gegen die Leute welche nun bloß auf die Navigation undt commercia sehen, aus den veritatibus Astronomicis welche dadurch verificiret werden sollen, nicht so viel zu erwehnen, als von dem Motu Lunae festzustellen, welcher, wenn es geschehen kann, hernach gewiße mésures geben wirdt die gradus longitudinis auf der See ohne einige Mängel zu finden, weil man alsdenn gewiß weis, an was vor orte, bey was vor Sternen, undt mit welchen in einer geraden Linie der Mondt befindtlich seyn muß zu allen Stunden nach einem gewißen meridiano der dann leicht auf alle anderen zu reduciren.


Fussnoten

  1. Diese Instruktion Krosigks gilt der zweiten Reise Kolbs nach Holland, die dieser am 2. Okt. 1704 antrat.
    • Caput Bonae Spei hodiernum 1719, S. 3
  2. Zu Nicolaas Hartsoeker (1656-1725) siehe die Anmerkung im Brief vom 26.05.1704.
  3. Zu Daniel Deutz siehe die Anmerkung im Brief vom 00.05.1704.
  4. Johann Georg Töpfer war Hofsekretär in Wolfenbüttel.
  5. Zu Nicolaas Witsen siehe die Anmerkungen im Brief vom 00.05.1704.


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