Briefwechsel Peter Kolb
Kurzinformation zum Brief | Zum Original |
Autor | Doppelmayr, Johann Gabriel (1677-1750) |
Empfänger | Kolb, Peter (1675-1726) |
Ort | Nürnberg |
Datum | 19. Juli 1715 |
Signatur | UB Tartu: Epistolae autographae CC Philosophorum cel. III, F 3, Mrg CCCLIVa, Bl. 96r-97r |
Transkription | Hans Gaab, Fürth |
A Monsieur
Monsieur Pierre
Kolb, Astronome bien re=
nommé à present
Francò
beÿ Herrn Johann
Christoph Schmidten[1]
allda abzugeben.
Hoff
[Bl. 96r]
Sehr werther Herr und Freund!
Dessen Angenehmes von 10. Julii habe wohl erhalten,[2] und daraus das gute wohlseyn gern vernommen; ich habe inzwischen schon zum öfftern Nachfrag gehalten, wo doch unser Hl. P. Kolb stecke, daß man nichts von Ihme höret, habe aber niemahlen eine rechte Nachricht davon einhohlen können, ist mir also lieb daß ich von dem Auffenthalt einige Nachricht habe.[3] Was die auffgetragene Commission anlanget[4], so lässet Hl. Monath nebst frl. Gruß, soviel vermelden, daß er das Projet nicht auffgeworfen, indeme er das werck noch mit der Zeit zu verlegen willens wäre, und selbiges, wenn es je von nöthen wäre, wieder hervor suchen wollte, erwartete er demnach nach was vor Conditionen Mhhl. selbiges werck ihme überlassen wollte, damit er sich darnach zu richten wüßte, er hat zwar vor diesesmahl schon einen zimlichen Verlag, doch will er auch hierinnen gern dienen. Im übrigen habe auch einen frl. Gruß von Herrn Puschnern abzulegen, und in Nahmen seiner zu vermelden, daß man die Holländische Reißbeschreibung von Guinea[5] zum öfftern von Ihme inzwischen abgefordert, mögte er also gern selbige je eher je lieber sei=
[Bl. 96v]
nem alten Herrn restituiren, damit er nicht aus dem Credit kommet,
sollte meine Geometria Schwenteriana
zu handen kommen,[6]
und mit bemelder Reißbeschreibung nach Nürnberg compagnie machen können,
wird es mir gar lieb seyn, indeme ich solcher zur Vermehrung meines Bions[7]
bald von nöthen hätte.
Aus Ermanglung der Zeit schließe ich und verbleibe nebst
frl. Gegenbegrüßung von vielen guten freunden
Meines sehr werthen Herrn
und freundes
Nürnberg 19 Julii
A. C. 1715.
ergebenster Diener
J G Doppelmayr mpp [manu propria]
Fußnoten
- ↑ Am 02.04.1708 schrieb Kolb "literas perjucundas ad Dn. Schmid ejusque uxorem Curiae, inque illis partim vera, de consilio nubendi ridiculo modo retuli, partim ficta de puerperio ejus uxoris scripsi." Die Identität Johann Christoph Schmidts und die hier zugrundeliegende Verwandtschafts- oder Freundschaftsverhältnisse konnten noch nicht geklärt werden. Jedenfalls hielt sich Kolb längere Zeit in Hof auf, wo er damals vielleicht auch seine Mutter antraf. In Briefen an Scheuchzer vom 01.03.1715 und 29.03.1715 hatte Kolb angekündigt, dass er umgehend nach Nürnberg reisen wolle, um dort den Kontakt mit seinen Gönnern wieder aufzunehmen und die Drucklegung seines Werkes über die Kapkolonie zu betreiben, danach wolle er seine Mutter besuchen ("et deinde matrem adhuc viventem visitaturus").
- ↑ Kolbs Brief vom 10.07.1715 ist nicht überliefert.
- ↑ Kolb und Doppelmayr kannten sich seit Kolbs Nürnberger Lehrzeit bei Eimmart und waren sich in Halle wiederbegegnet, vgl. den Brief von Doppelmayr an Kulmich und Kolb vom Oktober 1700. Während Kolbs Aufenthalt am Kap der Guten Hoffnung scheinen sie den Kontakt aber verloren zu haben. Bei Kolbs aktuellem Aufenthalt in Nürnberg (s. o.) waren sie sich offenbar wiederbegegnet.
- ↑ Kolb hatte demnach Doppelmayr beauftragt, begonnene Verhandlungen mit dem Nürnberger Verleger Peter Conrad Monath fortzuführen, der Kolbs Werk unter dem Titel Caput bonae spei hodiernum d.i. vollständige Beschreibung des Africanischen Vorgebürges der guten Hoffnung vier Jahre später tatsächlich publizierte.
- ↑ Es handelt sich wahrscheinlich um das Werk des
Holländers Willem Bosman Nauwkeurige beschryving von 1704,
das Kolb in der Vorrede des Kap-Werkes als Modell für die Briefform nennt
(Caput Bonae Spei hodiernum 1719,
Bl. )(2r).
- Bosman, Willem: Nauwkeurige
beschryving
van de Guinese Goud- Tand- en Slave-kust. Utrecht: Antony Schouten 1704
- Englische Übersetzung:
A new and accurate description of the coast of Guinea. London: James Knapton1705 - Französische Übersetzung:
Voyage de Guinée. Utrecht: Anthony Schouten 1705 - Deutsche Übersetzung:
Reyse nach Gvinea - oder ausführliche Beschreibung dasiger Gold-Gruben / Elephanten-Zähn und Sclaven-Handels / nebst derer Einwohner Sitten / Religion / Regiment / Kriegen / Heyrathen und Begräbnissen / auch allen hieselbst befindlichen Thieren / so bishero in Europa unbekandt gewesen. Hamburg: Heyl und Liebezeit 1708
- Englische Übersetzung:
- Bosman, Willem: Nauwkeurige
beschryving
van de Guinese Goud- Tand- en Slave-kust. Utrecht: Antony Schouten 1704
- ↑ Doppelmayr plante eine erweiterte Neuauflage der Geometrie Schwenters, wozu es jedoch nicht kam. Vgl. die dem Brief an Scheuchzer beigeheftete Auflistung der Werke Doppelmayrs vom 8. Juni 1725.
- ↑ 1712 hatte Doppelmayr die Neu-eröffnete mathematische
Werckschule Nicolai Bion herausgebracht.
1717 erschien die Weitere
Eröffnung.
Nicolas Bion (1652-1733) besaß eine hochangesehene Werkstatt für wissenschaftliche Instrumente. Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen war er nicht auf einzelne Geräte wie Globen oder Sonnenuhren spezialisiert, sondern konnte die ganze Palette an wissenschaftlichen Instrumenten in hervorragender Qualität anbieten. Bekannt wurde sein Name aber durch die Veröffentlichung mehrer Bücher. 1709 brachte er den Traité De La Construction Et Des Principaux Usages Des Instrumens De Mathematique in Paris heraus, wovon Doppelmayr mit seiner Werckschule die deutsche Übersetzung lieferte.- Daumas, Maurice: Scientific Instruments of the Seventeenth and Eighteenth Centuries and their Makers. Tanslated and edited by Dr. Mary Holbrook. London: Batsford 1972, S. 79-80
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