Briefwechsel Peter Kolb


Kurzinformation zum Brief  
Autor Krosigk, Bernhard Friedrich von (1660-1714)
Empfänger Kolb, Peter (1675-1726)
Ort Berlin
Datum 3. November 1706
Signatur Friedrich-Alexander-Gymnasium/Museen im Alten Schloss Neustadt a.d. Aisch,
Nachlass Peter Kolb [CD-ROM], Briefe 82
Transkription Hans Gaab, Fürth

Berlin den 3. Nov. 1706 [Präsentationsnotiz]
Praes. Die 11 Maji 1707[1]


Monsieur

Zuforderst beziehe ich mich auf mein Schreiben, so ich aus Hollandt vor 2 Monaten bey damahliger Anwesenheit abgelaßen[2], welches mit dem übersandten gelde wirdt geliefert seyn, undt nunmehro die Briefe, so nach undt nach geschrieben seyn, auch werden eingelauffen seyn, undt haben wir darin gewiß nichts versäumet, undt wirdt dieses der 6te Brief seyn, so ich nach deßen Abreise gesandt habe. Die vorigen Schreiben werden auch gemeldet haben, daß das Absterben H. Muncken in Amsterdam, welches spät erfahren, Ursach gewesen, daß das erste Geldt der 400 fl. fast ein Jahr bey seinen Erben geblieben, hernach aber durch H.n Deutzen übermachet, welcher auch hernach erst 350 fl. undt allso zusammmen 300 Rth. an den H. Gouverneur geschikt hat, welches alles nunmehr wirdt zu recht kommen seyn. Das letzte Schreiben hat auch Nachricht gegeben, wie durch ein sonderlich accident das pacquet brief, so aus dem caap mir[?] den [Lücke?] Martii 1706[3] gesandt ist, mich verfehlet undt ich

[Bl. 2]
es nicht in Hollandt, sondern erst in Poplitz erhalten, dieses ist die Ursache, daß mit dem H. Bürgermeister de Witzen nicht sprechen können, wegen deßen Verlangen, bey der Compagnie einen employ [Anstellung] zu haben. Ich habe es aber auch H. Deutzen Sohn lassen ausrichten, undt hat er zur Antwort gegeben, daß er bereits auf sein[?] Schreiben, so er erhalten, an den gouverneur deshalb geschrieben, und würde es wohl angehen, hat aber dabey wollen wißen, ob es mit meiner Zufriedenheit geschehe, welches ihn dann so fort wißen laßen, daß mir solches sehr lieb seyn würde, damit die observationes desto länger köndten continuirt werden, undt nur[?] erst recht in Gang kommen, jedoch mit dießer Bedingung, daß er allemahl so wohl nach meinem alß deßen eigenen Belieben wieder von dem engagement loß kommen köndte. Es ist auch durch ein sonderlich accident geschehen, daß ich den Hm. Bürgermeister in Hollandt nicht selbst gesprochen, weil ich mit dem Könige aus Preußen zu Amsterdam gewesen,[4] wann er alß Deputierter von Staat nach den Haag gereiset, undt da ich ihn

[Bl. 3]
in den Haag gesuchet, von[?] der Versammlung geschieden, undt er wieder nach Amsterdam gereiset, alß ich nach Amsterdam gefolget, war er eben den Tag zu einer neuen extraordin[airen] Vergaderung [holl. Versammlung] wieder nach den Haag. Ich habe es aber bey ihm durch H. Deutzen Sohn lassen ausrichten, undt hat er selbst dieß contretemps beklaget, dabey aber mit sonderbahrer Hoflichkeit undt Eifer bezeüget, daß er sich es alles wolte angelegen seyn lassen, zumahlen, da er gehöret, daß nicht allein alhier zu Berlin, sondern auch in der Moscau zu Archangel die observationes nach der dasigen Instruktion auch gehalten würden. Weilen nun dieße Sache wohl wirdt damit ausgemachet seyn, so berichte auch nunmehr, wie es mit deme von H. Blanckenberg übersandten Wechsel von Joh. Gottfriedt Rükken alhier ergangen. Ich habe mich noch an meiner Ankunfft alhier nach gedachtem Rukken laßen erkundigen, ist aber nicht auszufragen geweßen

[Bl. 4]
biß endlich seine Mutter ausgefraget worden, welche einen anderen Man nach Rukken Vaters Tode geheyrathet, bey der Mutter nun undt bey seinem Stiefvater habe ich den Wechsel nebst dem Schreiben praesentiren laßen, dieselbe aber habe zur Antwort gegeben, daß ihr Sohn Joh. Gottfriedt Rukke nach seiner Wiederkunfft aus dem Caap gar nicht hieher kommen, undt vor einem viertel Jahre zu Coppenhagen verstorben. Sie wollte undt könnte auch für ihn kein geldt bezahlen, weil es viel verzehret und sie schon mehr vor ihn bezahlet alß sie schuldig gewesen. Nun habe ich zwar bey diesem Umstand fleißig Nachfrage zu halten Anstalten gemachet, ob diese Erzehlungen sich alle in der Wahrheit allso verhalten, auch ob die Eltern des Verstorbenen Verlaßenschaft sich angenommen, es seye aber wie es wolle, so wirdt die Sache wohl durch einen Rechtsprocess müßen ausgemachet werden, und ist doch zu besorgen, ob die angewandten Kosten nicht dürften vergebens seyn. Ich bitte dieses H. Blanckenberg nebst meinem Gruß zu hinterbringen, undt daß ich das pacquet aus Hollandt nicht zu sehr zu chargiren nicht selbst an ihn geschickt , ließe aber bitten um Nachricht, wie es mit dem übersandten Wechsel solle gehalten werden. Ich verbl. nebst treuer Empfehlung göttl. Schutzes

Monsieur

Votre Tres affectionné
a vous servir
BFdeKrosick.


[Bl. 2,3]
P.S. Ich schicke hierbey die Ephemerides von H. Hoffmann, so wie ich sie itzt von ihm bekommen, undt k[...?] geschrieben seyn, die ersten Monat seyn ausgelaßen, weil doch die Schiffe zu spät kommen würden. H. von Leibniz in Hannover hat neulichst erinnert, an den Orten über der Linie Acht geben zu laßen, ob die pendulen so Secunden schlagen dorten kürtzer seyn müßen, als in hießigen landen, wie Huygens vermeinet[?] undt bey der Abreise schon bekanndt gewesen.


Fussnoten

  1. Dies ist offenbar der letzte Brief, den Kolb von Krosick erhalten hat. Das geht aus Kolbs Schreiben vom 15.04.1708 und vom 13.04.1709 hervor.
  2. Gemeint ist Krosicks erhaltener Brief aus Den Haag vom 22.08.1706, den er als vierten nach Abreise gezählt hat.
  3. Vermutlich ist das im Brief Kolbs vom 15.04.1708 erwähnte nicht bekannte Schreiben vom 23.03.1706 gemeint.
  4. König Friedrich I. hatte sich im Juni 1706 wegen der Auseinandersetzungen über Preußens Oranische Erbschaft nach Amsterdam und Den Haag begeben.
    • Ledebur, Karl von: Friedrich I. von Preußen, Band 1. Leipzig: Schulz 1878, S. 433
    • Paulig, Friedrich: König Friedrich Wilhelm I. Frankfurt a. d. Oder 1889, S. 31


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