Briefwechsel Peter Kolb
Kurzinformation zum Brief | |
Autor | Krosigk, Bernhard Friedrich von (1660-1714) |
Empfänger | Kolb, Peter (1675-1726) |
Ort | Den Haag |
Datum | 22. August 1706 |
Signatur | Friedrich-Alexander-Gymnasium/Museen im Alten Schloss Neustadt a.d. Aisch, Nachlass Peter Kolb [CD-ROM], Briefe 83/84 |
Transkription | Hans Gaab, Fürth |
Haag den 22ten Aug. 1706.
[Präsentationsnotiz von Kolb]
Praesens die 6. Maij 1707.
Monsieur
Dieses ist das vierte Schreiben, so ich nach dessen Abreise aus den Texel[1] an denselben abgehen laße. Ich hoffe, es werden dieselben nach und nach geliefert seyn. Das erste, so ich von selbigen aus den Capo unter dato den 26 Octobr. 1705 erhalten[2] ist mir den 25 May dießes Jahres geliefert, daraus ich zuforderst deßen glückliche Ankunfft aldar mit großen Vergnügen ersehen, undt mir zwar leid gewesen, daß so wohl die Ungemächligkeit undt Langwierigkeit der Reise, alß auch die nach der Ankunfft ausgestandene Maladie einige incommoditäten verursachet, hoffe aber, derselbe wirdt mit mir urtheilen, daß die größesten Nutzbarkeiten auch durch große traversen undt
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vermittelst standhaffter Überwindung aller sich findenden Verdrießlichkeiten erhalten werden müßen,
undt wirdt diese consideration wohl allein suffisant seyn, sich durch dergleichen inconvenientien im vorhabenden
großen dessein [Projekt] sich nicht irre machen zu laßen, es kann aber darzu kommen, die gloire,
so man sich selbst acquiriret, undt auch andere in obligation setzet, in allen occasionen desto mehr verbunden zu seyn.
In meinem zweyten Schreiben hatte ich auch den Herrn Munck schon im vorigen Jahre einen neuen
Wechsel von 400 fl. übersandt, undt da ich der festen Hofnung gewesen, solches geldt werde schon
im verwichenen Herbst dorten seyn geliefert worden, so habe nach 3 oder 4 Monaten erst erfahren,
daß gedachter Herr Munck inzwischen verstorben, undt habe ich große Mühe gehabt,
solches geldt wieder auszufragen, weil ich in ruhiger Zuversicht gestanden, daß des
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H. Müncks beyde Schreiben, welche ich noch verwahre, die Ubermachung des geldes und benachrichtigung
von Abgang undt Ankunfft der ostIndischen Schiffe, würden alles in gute Richtigkeit gesetzet haben.
Nach deßen Todesfall nun ist es doch dahin kommen, daß endtlich das Geldt wieder ausgefraget,
undt in dem nechstverwichenen Majo durch Adresse des Hrn. Deutz[3]
an den H. gouverneur in dem capo gesandt worden,
welcher es auch nunmehro wohl wirdt bekommen undt es gehörigen ort überliefert
haben.[4]
Diese Traversen haben mich veranlaßet selbst eine Reise in dieses Land zu thun und die künfftige correspondenz
desto so viel thunlich und möglich etwas gewißer zu établiren.
Bey meiner Ankunfft erfahre ich von H. Deutz, daß ein pacquet unter dato des [Leerraum]
Martij[5]
aus dem capo alhie vor 14 Tagen wohl eingelauffen. Solches
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ist nun zwar bereits von hier fortgesendet, undt werde ich es erst bei meiner Wiederkunfft zu Poplitz g[eliebts] g[ott] erhalten,
Indeßen habe dann diese Nachricht geben wollen, undt zugleich, daß ich erfahren, daß einer von
deßen guten freunden[6]
eine commission gegeben einiges geldt in Berlin zu erheben, welches auch mit allem
fleiß besorgen will, undt kann derselbe deßen gute freundt versichern, daß ich
bey dieser Sache alles thun will, als ob es meine eigene wäre in regard da ich erfahre,
daß derselbe an gedachtem guten freunde allen guten willen undt Beforderung dorten gehabt.
So baldt ich nach Berlin komme, will ich zu Erhebung des geldes Anstaldt machen undt nehme die Abrede mit H. Deutzen,
daß es ihm soll zugesandt werden, damit es mit den Schiffen im nehesten Winter gewiß abgehe.
Itzo lasse ich H. Deutzen
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wiederum 350 fl., welche mit den vorigen 400 die 300 Rth. ausmachen, welche derselbe in dem ersten Schreiben begehret.
Solte etwas davon übrig bleiben, so bitte es nur zu Kauffung etlicher weniger Pfundt Thee, undt
des übrigen zu Erkauffung etlicher Stück Nesselstoff anzuwenden. Vielleicht kan auch noch bey Ubermachung
des berlinischen geldes[7] noch zu dergleichen Einkauffung mehr übersenden.
H. Bürgermeister de Witsen[8]
habe in Amsterdam nicht gefunden und alß ich hin kommen, ist er wieder verreiset,
jedoch machet man mir gewiße Hoffnung, daß ihn nunmehr zu Amsterdam gewiß finden werde.
So viel nun unser Hauptwerck betrifft, so ist nun die Anstaldt gemachet, daß vorerst zu Berlin durch
H. Hofman[9],
undt H. Wagner nebst noch einem gehülfen, die observationes mit göttl. Hülffe immer continuiren
nach Anweisung der Instruction, undt absonderlich
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über diese 3 Hauptpunckte: (1) motum et loca Lunae nebst den Azimuthis undt distantiis a
stellis fixis, so offt Luna im 450 altitudinis ist (2) die Altitudine[m] Solis meridianae desgleichen
wenn Sol in dergleichen Elevatione von 450, undt dann hiernächst circa aequinoctia ist,
wie solches auch die Instruction besaget; (3) die Venerem in maxima elongatione, den locum transitus per meridianum
et comparationem eius cum transitu stellae fixae so bekannt ist nach dem Beiero. Auf diese Stücke[?]
würde gut seyn, die meiste application zu richten, wiewohl die übrigen punckte der Abrede nach auch
nicht werden vergeßen werden.
für allen dingen bitte dahin bedacht zu seyn, daß die observationes nach der itzigen Methode
in dem capo künfftig mögen kontinuiren, die Compagnie ist vorhin geneigt dazu gewe&szllig;en,
undt wenn der Gouverneur dorten die Sache mit recommendieren undt facilitiren wollte, so wäre
am guten effect nicht zu zweiflen, zumahlen wirdt solchen herren dießes mit persuadieren können,
daß es gleichwohl nun dahin gebracht, daß nicht allein zu Berlin, sondern auch in der Moscau,
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in Coppenhagen, in Nürnberg undt andern Orten auf dergleichen phenomena Acht gegeben wirdt, welche alle meistens
der Navigation künfftig mit gottl. hülffe zu statten kommen werden.
Ich habe auch alhir bey dem H. van Opdam es dahin gebracht, daß wie vorhin schon H. Zumbach zu Leiden
die Astronomischen Instrumenta, so dorten seyn, überantwortet worden, ihm nun insküfftig soll assistiret werden,
daß die observationes auch aldar geschehen können, die Instrumente aldar nebst dem gantzen
gebäude des observatorii habe ich allso beschaffen gefunden, daß ich mich wundern müßen,
warum dieselbe bi&szig;her so sehr negligiret worden.
Das observatorium und die commoditäten darzu seyn mit 4000 Rth. auff gebauet, der eine quadrant
dazu ein sonderlich Haus oben aufs dach gesetzet hat wenigstens 8 oder 9 fuß in radio, desgleichen
auch ein kostbahrer Sextant vorhanden, undt wundert mich, warum H. Zumbach nicht solches alles daselbs
bey seiner Anwesenheit sehen lassen, er muß es selbsten nicht gewust haben.
Weilen
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nun in hiesiegen Landen alles auf einen so guten Fuß gesetzet, so mache mir die gewiße Hoffnung
es werde derselbe so wohl wegen künfftiger continuirung der observationes sondern auch itzo,
solange derselbe noch da ist, keinen Fleiß sparen, unsrere Intention zu erhalten, wie ich denn
nochmahlen festiglich[?] versichere, daß so viel an mir ist ich die schuldige Danckbarkeit nicht vergeßen werde,
undt so lange ich selbst etwas habe, denselben keinen Mangel werde leiden laßen.
Im übrigen zweiffele nicht, es werden die vorigen Schreiben [...?]ch nach undt nach eingelauffen seyn,
absonderlich das dritte von Berlin, das auf die fragen, so derselbe gethan, ausführlich geantwortet,
undt insonderheit einen Bericht von Hrn. Hofmann beygeleget, wie wir die Instrumenta gefunden,
undt bey einem undt andern fehler dieselben gebrauchen, damit auch dorten gleiche methode seye.
Das Micrometron, welches derselbe in den tubo gebrauchet, muß ja wohl ver[...]t werden,
damit die gewinde künfftig mit den unsrigen conferiert undt danach reduziert werden können.
Sonsten höre nicht auf Gott zu bitten, für Erhaltung deßen beständiger gesundheit und
gesegneten Ergehens, deßen [...] ich selbigen [...]lich versichere und jeder Zeit verharre
deßen beständiger dienst- und freundtwilliger
BFvonKrosick
Fussnoten
- ↑ Die Abreise erfolgte am 08.01.1705. Von den vorhergenden drei Schreiben ist nur das vom 21.08.1705 bekannt.
- ↑ Dieser Brief ist nicht überliefert.
- ↑ Zu Daniel Deutz siehe die Anmerkung im Brief vom 00.05.1704.
- ↑ In seinem Brief vom 20.04.1707 bestätigt Kolb die am 01.11.1706 erfolgte Auszahlung dieses Wechsels von 400 fl. durch den Alt-Gouverneur Simon van der Stel.
- ↑ Vermutlich das im Brief Kolbs vom 15.04.1708 erwähnte (verlorene) Schreiben vom 23.03.1706.
- ↑ Vermutlich der im Caput bonae spei hodiernum von 1719
erwähnte Johann Blanckenberg
(Blanckenburg, 1684-1737?). Zum Fortgang der Angelegenheit, nach dem sich Kolb auch im Brief vom
20.04.1707
erkundigt (gegen Ende), vgl. Krosicks Brief vom
03.11.1706.
- Caput bonae spei hodiernum, 1719, S. 610
- South Africa, Dutch Reformed Church Registers (Cape Town Archives), 1660-1970, S. 101 (Scan 65)
- Siehe die Archivdatenbank der Frankeschen Stiftungen
- ↑ D. h. des vorher angesprochenen Wechsels von Kolbs Freund Blanckenberg.
- ↑ Zu Nicolaas Witsen siehe die Anmerkungen im Brief vom 00.05.1704.
- ↑ Zu Johann Heinrich Hoffmann (1669-1716) siehe die Anmerkung im Brief vom 23.09.1700.
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