Titelblatt des Rechenbuchs von Werner von 1561. Staats- und Stadtbibliothek Augsburg: 4 Math 630. Für Bildrechte bitte dem Link folgen.
Nicolaus Werner
Nürnberger Rechenmeister.* 1520 in Nürnberg[1] ; † 12.06.1570 in Nürnberg[2]
- Heirat: 17.09.1548 in St. Sebald,[3] Catharina Schmid, Witwe des Rechenmeisters Caspar Schmid (?-1548).
-
Kinder: 3 Söhne, 2 Töchter.
1. Kind: Nikolaus 14.06.1549-? Taufen St. Sebald 1544-1555, Bl. 247r 2. Kind: Lorenz 21.04.1550-? Taufen St. Sebald 1544-1555, Bl. 247r 3. Kind: Ursula 22.08.1551-? Taufen St. Sebald 1544-1555, Bl. 247v 4. Kind: Johannes 23.09.1552-? Taufen St. Sebald 1544-1555, Bl. 247v 5. Kind: Barbara 29.03.1554-? Taufen St. Sebald 1544-1555, Bl. 248r
Lebenslauf:
Nicolaus Werner wurde im August 1548 als Rechenmeister in die Stadt Nürnberg aufgenommen. 1550 griff er gemeinsam mit Hans Petz und Hieronymus Rosa (?-1562) Johann Neudörffer d.Ä. (1497-1563) mit öffentlichen Anschlägen an und verhöhnte ihn als Stümper. Doch verbat ihnen der Rat ihr Tun und Werner wanderte acht Tage auf den Turm. Sein Rechenbuch von 1569 widmete er jedoch Johann Neudörffer d.J. (1543-1581), was auf eine Versöhnung der beiden Rechenmeister hindeutet. 1555 landete er allerdings erneut auf dem Turm, nachdem er an einem Breslauer Bürger wegen eines Schülers überzogene Geldforderungen gestellt hatte. Nach den Totengeläutbüchern von St. Sebald starb er 1570 als "rechenmaister an der Judengaß". Er wohnte also bis zu seinem Tod in der heutigen Wunderburggasse in einem Haus, das früher Caspar Schmid gehört hatte und dessen Mitbesitzer er durch seine Heirat geworden war.
Wirken:
1561 brachte Werner ein für Kaufleute gedachtes Rechenbuch heraus, das "eine sehr gute Vorstellung von den Geschäftserfordernissen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts vermittelt" (Hergenhahn 2017, S. 105). Sein umfangreiches Rechenbuch von 1569 galt als besonders gelungen, doch ist es ein Plagiat: Werner hat darin großenteils Texte aus dem Rechenbuch von Simon Jacob (1510-24.6.1564) übernommen. Verdienstvoll ist an dem Buch aber, dass er die Lösungswege bei den vorgestellten Exempeln ausführlich ausgearbeitet hat (vgl. dazu Hergenhahn 2017).Ausgewählte Werke:
- Rechenbuch
von der welschen practick auff allerley Kauffmans hendel u. sonderlich soviel der nürnbergischen Landsart u. gebrauch belangt. Nürnberg: Johann vom Berg und Ulrich Neuber 1561
- Das Buch ist Stephan Brechtel (1523-1574) gewidmet.
- Rechenbuch von allerley Kaufmannschlag. Frankfurt a.M. 1569 [BSB München]
- Schlusszüge und I-Initialen. Nürnberg um 1560, 12. Bl. Holzschnitte [StB Nürnberg: 5 an Hert. Ms. 68, Bl. 113-124]
- Rechenbüchlein. Incipit: In der Regel De Tri werden die zahlnn Inn drey unterschiedliche stet gesetztt. Handschrift BSB München: Cgm. 119
Literatur:
- Burger, Helena (Bearbeiterin): Nürnberger Totengeläut=Bücher, St. Sebald 1517-1572. Neustadt a.d. Aisch: Degener & Co. 1972, S. 345, Zeile 9542
- Grieb, Manfred: Nürnberger Künstlerlexikon, Band 3. München: Saur 2007, S. 1658
- Hampe, Theodor: Johann Neudörfer der Ältere (1497-1563): Ein Bild seines Lebens und Wirkens. Nürnberg: Bieling-Dietz 1897, S. 15
- Hergenhahn, Richard: Nicolaus Werners Rechenbuch 1569. Plagiat und Eigenleistung - eine Analyse. In: Gebhardt, Rainer: Rechenmeister und Mathematiker der frühen Neuzeit. Schriften des Adam-Ries-Budnes Annaberg-Buchholz Band 25. Annaberg-Buchholz: Adam-Ries-Bund 2017, S. 103-120
- Schultheiß, Wolfgang Konrad: Geschichte der Schulen in Nürnberg. 2. Heft. Nürnberg: Riegel und Wießner 1853, S. 25 [BSB München]
- Jaeger, Adolf: Stellung und Tätigkeit der Schreib- und Rechenmeister (Modisten) in Nürnberg im ausgehenden Mittelalter und zur Zeit der Renaissance. Dissertation. Erlangen 1925, S. 18, 28, 53, 103, 164, 196, 212
- Linke, Oliver; Sauer, Christine: Zierlich schreiben. Der Schreibmeister Johann Neudörffer d. Ä. und seine Nachfolger in Nürnberg. München: Typographische Gesellschaft 2007, S. 157
- Will, Georg Andreas: Nürnbergisches Gelehrtenlexikon, Bd. 4. Nürnberg: Lorenz Schüpfel 1758, S. 219
- Danksagung: Wir danken Alfred Holl für den Hinweis auf das Manuskript aus der BSB Müchen.
Fußnoten
- ↑ Angabe des Geburtsjahres nach Grieb 3, 2007, S. 1658.
- ↑ "Niclas Werner Rechenmeister in der Judengaß 12 [Juni 1570]", Bestattungen St. Sebald 1570-1587, Bl. 2v (Scan 3).
- ↑ "Niclaus Werner, Catharina Schmidin 17 Sept. [1548]", Trauungen St. Sebald 1544-1555, Bl. 158v (Scan 81).