
Porträt Neudörffers aus Doppelmayrs Historischer Nachricht;
ETH-Bibliothek Zürich, Rar 9063 q, http://doi.org/10.3931/e-rara-8926
Johann Neudörfer (Neudörffer) der Ältere
Schreib- und Rechenmeister sowie Erfinder der Schönschrift.* 16.03.1497 in Nürnberg[1] ; † 12.11.1563[2] in Nürnberg
- Vater: Stephan Neudörffer, Kürschner.
- Mutter: Gertraud (?-1541[3])
- 1. Heirat: 1519 Magdalena Schellenmann (1487-1542[4]), Witwe des Hans Schellenmann.
- 2. Heirat: 18.04.1542 in St. Sebald,[5] Katharina Sidelmann (1513[6] -26.12.1568[7]), geborene Nathan, Witwe des Goldschmieds Hans Sidelmann (?-1541).
-
Kinder: Mindestens 2 Töchter aus 1. Ehe; 6 Söhne, 3 Töchter aus 2. Ehe.
Kinder aus 1. Ehe: 1. Kind: Ursula ?-1542 Burger 1972, S. 97, Eintrag 2499 2. Kind: Margaretha 27.01.1535-? Taufbuch St. Sebald 1533-1543, Bl. 121r Hinweis: Die Kirchenbücher von St. Sebald beginnen erst mit dem Jahr 1533, weshalb zu vorher geborenen Kindern Neudörffers nur eine Aussage möglich ist, falls sie in den Totengeläutbüchern auftreten. Kinder aus 2. Ehe: 1. Kind: Johann II 22.02.1543-28.10.1581 Taufbuch St. Sebald 1533-1543, Bl. 121v
Bestattungsbuch St. Sebald 1570-1587, Bl. 177r2. Kind: Stefan II 27.05.1544-? Taufbuch St. Sebald 1544-1555, Bl. 120v 3. Kind: Daniel 01.07.1545-? Taufbuch St. Sebald 1544-1555, Bl. 126r 4. Kind: Barbara 04.03.1547-? Taufbuch St. Sebald 1544-1555, Bl. 137r 5. Kind: Eliseus 10.03.1548-? Taufbuch St. Sebald 1544-1555, Bl. 140v 6. Kind: Gabriel 11.03.1549-? Taufbuch St. Sebald 1544-1555, Bl. 146r 7. Kind: Sybilla 01.09.1550-? Taufbuch St. Sebald 1544-1555, Bl. 183r 8. Kind: Johannes 21.08.1551-? Taufbuch St. Sebald 1544-1555, Bl. 158r 9. Kind: Helena 13.05.1553-? Taufbuch St. Sebald 1544-1555, Bl. 185v
Lebenslauf:
Johann Neudörffer wurde zunächst bei dem Schreib- und Rechenmeister Caspar Schmidt (?-1548), dann beim Kanzleischreiber Paul Vischer ausgebildet. Seine Ausbildung zum Rechenmeister vervollständigte er bei Erhard Etzlaub (um 1460-1532). 1524 erwarb er ein Haus unterhalb der Burg, das ihm Wohn- und Schulhaus zugleich war. Er erwarb sich als Schreib- und Rechenmeister hohes Ansehen. Albrecht Dürer (1471-1528) bat ihn, den Text auf seine Apostel-Bilder zu schreiben. Die Schwester von Johann Neudörffer (?-1545) war mit dem bekannten Nürnberger Drucker Johannes Petrejus (um 1497-1550) verheiratet. Neudörffer hatte zahlreiche Neider: 1550 griffen ihn Hans Petz, Hieronymus Rosa (?-1562) und Nicolaus Werner (1520-1570) mit öffentlichen Anschlägen an, bis ihnen der Rat ihr Treiben verbot. Neudörffer starb im November 1563 in Nürnberg. Sein Sohn Johann wurde wie der Vater Schreib- und Rechenmeister, der zweite Sohn Stephan wurde Jurist, der dritte Sohn Gabriel Pfleger im Schwäbischen.Wirken:
1519 brachte Neudörffer ein Schreibmusterbuch heraus, mit dem er die Grundlagen für die Frakturschrift legte, die bis ins 19. Jahrhundert hinein die vorherrschende Druckschrift war. In weiteren Arbeiten führte er sein Frühwerk systematisch fort. 1547 verfasste er die Nachricht von den Künstlern und Werkleuten, so innerhalb 100 Jahren in Nürnberg gelebt haben. Das Buch ist eine wichtige Quelle für biographische Arbeiten zur Dürerzeit. Seine Schwester war mit Johann Petreius verheiratet, in dessen Druckerei Neudörffer als stellvertretender Geschäftsleiter mitwirkte.Mitgliedschaften und Ehrungen:
![]() |
1531 wurde Johann Neudörffer Genannter des Größeren Rats der Stadt Nürnberg. Im Stadtteil St. Peter sind sowohl die Neudörferstraße nördlich des Marientunnels als auch der Neudörfersteg hin zur Wöhrder Wiese nach ihm benannt. |
Ausgewählte Werke:
- Im Gesprechbüchlein zweyer Schüler, Wie einer den andern im zierlichen Schreyben untherweyst. Nürnberg: Petreius 1549
- Ein gute Ordnung
und unterricht zirlichs schreybens. Nürnberg 1538
- Neuauflage 1555
- Eine kurtze Verzeichnis
der Werckleuthe und Künstler so in wenig Jahren in dieser Stadt Nürnberg,
gewohnt und Bürger gewesen sind. 1547
[Manuskript der StB Nürnberg: Will Nor III 915 b fol]
- Johann Neudörffers Nachrichten von den vornehmsten Künstlern und Werkleuten so innerhalb hundert Jahren in Nürnberg gelebt haben 1546: nebst Fortsetzung von Andreas Gulden 1660; abgedruckt nach einer alten Handschrift in der Campeschen Sammlung. Nürnberg: Campe 1828 (erste gedruckte Ausgabe)
- Des Johann Neudörfer Schreib- und Rechenmeisters zu Nürnberg Nachrichten von Künstlern und Werkleuten daselbst aus dem Jahre 1547: nebst der Fortsetzung des Andreas Gulden. Wien: Braumüller 1875 (Kommentierte Ausgabe des Nürnberger Archivars Georg Wolfgang Karl Lochner (1798-1882)
- Rechenbuch: Aigentliche Verzaichnuss der vir Species in gannzen Zalenn sampt Irenn probenn. [UB Gießen: Hs 600]
- Praescripta calligraphica - Briefe. [UB Gießen: Hs 156]
Manuskripte
![]() |
![]() |
![]() |
Das Wohnhaus von Neudörffer unterhalb der Burg | Tafel am Wohnhaus von Neudörffer | Der nach Neudörffer benannte Steg an der Wöhrder Wiese |
Literatur:
- Burger, Helena (Bearbeiterin): Nürnberger Totengeläut=Bücher, St. Sebald 1517-1572. Neustadt a.d. Aisch: Degener & Co. 1972
- Haller, Rudolf: Johann Neudörffer und die Gießener Handschriften. In: Gebhardt, Rainer (Hrsg.): Rechenkunst und Mathematik in der frühen Neuzeit. Annaberg-Buchholz 2023, S. 341-346
- Haller, Rudolf; Holl, Alfred (Hg.); Stry, Yvonne; Groß, Alexander: Anton Neudörffer (Nürnberg 1571 - 1628 Regensburg) und seine "Grosse Arithmetic". Teilband 1: Historisches Umfeld und Begleittexte. Teilband 2: Edition nach Georg Wendler. Münster: Lit Verlag 2020
- Haller, Rudolf; Holl, Alfred: Johann Neudörffers Rechenbuch "Aigentliche verzaichnus". Ein Autograph (= Der Rechenmeister Heft 26). Annaberg-Buchholz: Adam-Ries-Museum 2023
- Jaeger, Adolf: Stellung und Tätigkeit der Schreib- und Rechenmeister (Modisten) in Nürnberg im ausgehenden Mittelalter und zur Zeit der Renaissance. Dissertation. Erlangen 1925, S. 43, 53, 66
- Kaunzer, Wolfgang: Johann Neudörffer der Ältere aus Nürnberg. Kalligraph und einflußreicher Mathematiker. In: Roloff, Hartmut; Weidauer, Manfred (Hrsg.): Wege zu Adam Ries. Tagung zur Geschichte der Mathematik Erfurt 2002. Augsburg: Erwin Rauner 2004, S. 163-234
- Keunecke, Hans-Otto: Johann Petreius (1497-1550). Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 69 (1982), S. 110-129, hier S. 119
- Linke, Oliver; Sauer, Christine: Zierlich schreiben. Der Schreibmeister Johann Neudörffer d.Ä. und seine Nachfolger in Nürnberg. Beiträge zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg Bd. 25. Nürnberg: Stadtbibliothek 2007
Links:
- Neue Deutsche Biographie
- Zedlers Universallexikon
- Kurzbiografie Neudörffers mit einer auf ihn geprägten Medaille
- Porträt von Neudörffer
- Gemälde, das Johannes Neudörffer beim Unterrichten zeigt
- Porträt von Neudörffers erste Ehefrau Magdalena
- Porträt von Neudörffers zweiter Ehefrau Catharina
- Neudörffers Wohnhaus als Station 12 des Nürnberger Astronomiewegs
Fußnoten
- ↑ Haller, Holl 2020, S. 110
- ↑ "Der Erbar und furnem Herr Johan Neuendörffer Rechenmaÿster unter der Vesten. den 13. Novem. [1563]", Bestattungen St. Sebald 1557-1570, Bl. 108r (Scan 113).
- ↑ "Gertraud Steffan Neudorfferin, Johann Neudorffers muter im Spitalhof", Totengeläutbuch St. Sebald, Eintrag aus dem Zeitraum 21.09.1541-14.12.1541; Burger 1972, S. 94, Eintrag 2426.
- ↑ "Magdalena Hannß Newdorfferin, rechenmaisterin unter der Vesten",
Totengeläutbuch St. Sebald, Eintrag aus dem Zeitraum 14.12.1541-01.03.1542 im hinteren Drittel;
Burger 1972, S. 96, Eintrag 2489.
Hochzeitsjahr nach Haller, Holl 2020, S. 111. - ↑ "Hanns Neudorffer, Catharina Seÿdelmannin 18: April: 1542", Trauungen St. Sebald 1524-1543, Bl. 103r (Scan 106).
- ↑ Haller, Holl 2020, S. 111
- ↑ "Die Erbar Frau Catharina Johann Neudorffers und gelaßne Wittfrau 28. [Dezember 1568]" (Bestattungen St. Sebald 1557-1570, Bl. 190v (Scan 198), Eintrag 4.