Briefwechsel Johann Jacob Schübler


Kurzinformation zum Brief  
Autor Schübler, Johann Jacob (1689-1741)
Empfänger Kirch, Christfried (1694-1740)
Ort Nürnberg
Datum 11. Juni 1734
Signatur UB Basel: L Ia 722, Bl. 69r-70r
Transkription Hans Gaab, Fürth

Hoch Edler,
Insonders Hochgeehrtester Herr,
Wehrt geschätzter Gönner

Daß durch dero hohe Zuneigung das jüngst überschickte Diploma,[1] zum Vorschein gekommen erkenne mit aufrichtigem Hertzen, und statte auch vor alle dabey angewandte Bemühung, und eröffnetes Wohlmeinen, wie ich mich in der hiesigen Aussage zu verhalten habe, meinen ersinnlichsten Danck ab. Und dieweil Ew. HochEdl. es also vor gut angesehen, den Ausschlag der Sache den Hl. Hoffprediger Jablonski[2] bey zu meßen, so werde mich auch gewißlich nach der gegebenen Vorschrifft zu halten wißen, damit der Widerwerdige[3] in seinen Werth, nach gefallen seine Gedancken machen kan, wie er will. Mich beruhiget dermahlen

[Bl. 69v]
einzig und allein, daß Ew. HochEdl. Affection mir die Zuversicht geschenckt, woraus ich hoffen kan, wie auch bey instehender Gelegenheit mir nicht werde verarget werden, gegenwärthige Beylag zu übermachen, durch welche ich so wohl an die Hochlöbl. Königl. Societaet, als auch an seine Hochwürden kürtzlich meinen obliegirenden Danck abgestattet. Daher ich bitte beide Schreiben ohnbeschwert bey Gelgenheit einhändigen zu laßen. Indeme aber Ew. HochEdl. mir bey dero lezten Schreiben nicht an die Hand gegeben, was ich wegen der schrifftlichen Bemühung, so das Diploma verursachet, zu beobachten hatte: also werde ich zu entschuldigen seyn, wenn ich mit diesen wenigen Entgegnungen nicht dir gebührende Pflicht getroffen habe, weil nicht mehr gewiß weiß, in was des verstorbenen Hl. Rostens seine damahlige observanz bestanden, oder wohin es zu entrichten ist.[4] Überlaße also solches dero guten

[Bl. 70r]
Vorsorge, wie und auf was weiß ich etwann noch weiters meiner Pflicht zu beobachten habe, gleich wie ich auch wegen des überschickten Exemplar als Schuldner erkenne, und künfftig eingedenck verbleiben werde, etwas anders von meinen schriftlichen Wercken dargegen zu senden, der ich alle Zeit zu Verehrung dero schätzbaren Wohlgewogenheit in gezimender Ehrerbietung verharre

Ew. HochEdl.
Meines Hochgeehrtesten Hl.

Nürnberg d. 11 Junj.
1734.

ergebenster
Johann Jacob Schübler


Fußnoten

  1. Johann Jacob Schübler war am 10. Februar 1734 als auswärtiges Mitglied in die Preußische Akademie der Wissenschaften aufgenommen worden.
  2. Daniel Ernst Jablonski (1660-1741) war seit 1693 Hofprediger in Berlin. Ab 1710 war er bis zu seinem Tod Direktor der Philologisch-Orientalischen Klasse der Akademie, später auch deren Präsident. Sein Bruder Johann Theodor Jablonski (1654-1731) war von 1700 bis zu seinem Tod beständiger Sekretär der Akademie.
  3. Gemeint ist Johann Gabriel Doppelmayr (1677-1750), der versucht hatte, Schüblers Aufnahme in die Preußische Akademie zu hintertreiben, vgl. dessen Brief an Kirch vom 27. Juni 1726, UB Basel: L Ia 688, Bl. 89, 2r-v.
  4. Schübler war mit dem 1727 verstorbenen Johann Leonhard Rost befreundet gewesen, der ebenfalls von Doppelmayr heftig befehdet wurde, siehe z.B. Doppelmayrs Briefe an Kirch vom 18. April und 20. Dezember 1727, UB Basel: L Ia 688, Bl. 94-95.