Briefwechsel Peter Kolb


Kurzinformation zum Brief  
Autor Kolb, Peter (1675-1726)
Empfänger Eimmart, Georg Christoph (1638-1705)
Ort Halle
Datum Dezember 1700
Signatur Nationalbibliothek St. Petersburg: Fond 998, Band 3, Bl. 442r-443r
Zustand Textverlust durch die Bindung auf Blatt 442v und 443r. Mögliche Ergänzungen stehen in eckigen Klammern.
Transkription Hans Gaab, Fürth; Andreas Henkel, Wunsiedel

HochEdler
insonders HochZuEhrender Patron.


Ohnerachtet meine offtmahlige Briefe, welche gewiß zuhanden gekommen, keine Antwort nach sich zu ziehen vermögen; so ermüde doch nicht, meinem HochZuEhrenden Herren und Patron mit briefen heimzusuchen, wo ferne nur anderst nicht auch dieses, zusammt der Antwort denegiret ist: welches aber in so lange nicht glauben kan, als biß deutlichere Nachricht davon überkomme; gestalden deroselben leztes Wort mir erlaubete, briefe an Sie abzuschicken. Ich kan mir aber leichtlich selbsten persvadiren, daß dieser wenig gute blicke sich würde zugetrösten haben, weil er nur Mühe zu machen sich unterwündet, wo Er von mir alleine

[Bl. 442v]
käme; Alleine, wann ich sage, daß nur einen dollmetsch[en] andrer Worte abgebe, und wie viel Herrn D. Klimms [...?] zusammt Herrn Hoffmann[1], als welche beede sich beÿ mei[nem] Patron schönstens recommendiren, daran gelegen, dörfften leicht die ungütigen Augen freundlichere blicke auf dieses werffen, und die Mühe noch einst so gerne vollbracht [werden?] denn es dienet meinem Patron Zur Nachricht, daß ged[achte] beede Herren ein Collegium Panto Mathematicum[2] ange[fan]gen. Weilen Sie nun unterschiedliche Experimenta zu weiß[en] versprochen; kan derselbe leicht erachten, daß Sie au[f dem] in beÿlage[3] berührten Stück werden benöhtiget seÿn. Ersuche dahero meinen HochZuEhrenden Patron, Er wolle d[ie] hohe Gütigkeit erweisen, und durch Mr. Wagner be[ÿlie]gendes Schema an Herren Haacken[4] bestellen, zuglei[ch] aber selbigen versichern laßen, daß Er, wo Er gute wahr[e] schicket, sein Geld von meinem Patron also bald h[aben] solle. Ich habe Frau Eisenin[5] gebetten, solches auf begeh[ren] Von meinen Patron, aus zulegen, worinnen Sie mir, w[ie] nicht zweifele, gewiß willfahren wird. Wolten derse[lbe] den Faveur beeden Herren erweisen, und sich die begeh[rten] Sachen selbsten zeigen laßen, damit Sie desto juster hieher k[ommen] würden Sie sich höchstens obligat davor erkennen. Herr[n] Haacken aber kan zugleich gesaget werden, daß Er sie n[ur] wohl verwahren, und Frau Eisenin zuschicken solle, von d[a]aus wir Sie wohl erhalten wollen. Solche angewandte Mühe

[Bl. 443r]
werden nicht nur Sie, sondern auch ich, zu demeriren[6] suchen. Sonsten passiret hier in re literaria, praesertim Mathematica, blut wenig, und ist es fast vor ein Miraculum zuhalten, wenn man in denen buchläden ein Mathematisches buch antrifft. Von Herrn Doppelmeÿern aus Holland ist mir Commission, einen schönen Gruß beÿ meinem Patron seinetwegen abzulegen, gegeben worden. Er klaget, daß in Utrecht eben so wenig Mathematici zu finden seÿen, als in Halle.[7] Dahero Er künfftiges Frühjahr Engeland besehen wird. Ubrigens bitte eine schöne recommendation an deßen Frau Liebste[8] und Jungfer Tochter, der ich verharre

Meines Hoch Zu Ehrenden Patrons

Halle den Decemb.
Anno 1700

Bereitwilligster Diener
Peter Kolb.

Wolte mein Patron die Gütigkeit [ha]ben, und die von Hln Hoffman deside[ri]rte Kupffer zu Zahns opere[9] mit[zus]chicken, würde Er solches mit Danck er[k]ennen. Wobeÿ mir noch beÿ fället, daß Herr [H]offmann das Stück von begehrten Wettergläsern[10] [se]lbsten um 8. gl gefüllet v. eingetheilet bezahlet [h]abe. Diese aber sollen weder gefüllet noch eingetheilet [s]eÿn, können dahero vielleicht wohlfeÿler zuhaben seÿn.



Fussnoten

  1. Zu Johann Heinrich Hoffmann (1669-1716) siehe die Anmerkung im Brief vom 23.09.1700.
  2. "Collegium Panto-mathematicum" ist eine Bezeichnung für eine verschiedene mathematische Teilgebiete berührende "all-mathematische" Lehrveranstaltung, die etwa auch Johann Christoph Sturm in Altdorf oder später Christian Thomasius verwendeten. Angesichts der Materialbeschaffung für "Experimenta" scheint die geplante Lehrveranstaltung aber auch Züge eines "Collegium curiosum experimentale" gehabt zu haben.
    • Doppelmayr, Joh. Gabriel: Historische Nachricht von den Nürnbergischen Mathematicis und Künstlern. Nürnberg: Peter Conrad Monath 1730, S. 144
    • Kundmann, Johann Christian: Nummi Jubilaei. Breslau/Leipzig: Hibert 1734, S. 113
  3. Diese Beilage ist nicht überliefert.
  4. Michael Sigmund Hack (1643-1724) war Glasbläser in Nürnberg.
    • Doppelmayr, Joh. Gabriel: Historische Nachricht von den Nürnbergischen Mathematicis und Künstlern. Nürnberg: Peter Conrad Monath 1730, S. 275-276
    • Grieb, Manfred: Nürnberger Künstlerlexikon, Band 2. München: Saur 2007, S. 543
  5. Zu Christoph Andreas Eisen (1669-1716) und seiner Mutter Susanna Dorothea (?-11.09.1705) siehe die Anmerkung im Brief vom 17.06.1700.
  6. demeriren: sich verdient machen.
  7. Doppelmayr, den Kolb im Juni noch in Halle angetroffen hatte, war am 21.10. in Utrecht angekommen (Brief vom Oktober 1700). Hier berichtet Kolb Eimmart über Doppelmayrs Brief vom Dezember 1700.
  8. Zur Ehefrau Maria Eimmart siehe die Anmerkung im Brief vom 13.10.1700.
  9. Zu Johann Zahn siehe die Anmerkung im Brief vom 23.09.1700.
  10. Damit sind Glasröhren für Thermometer gemeint, die zu der oben erwähnten Bestellung Klimms und Hoffmanns für die geplanten Experimenta gehören und die ohne Quecksilberfüllung und Beschriftung geliefert werden sollen.

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